Seit Jahrhunderten werden in Afrika Brände gelegt, um die landwirtschaftliche Produktion zu steigern. So ist es nicht verwunderlich, dass auch heute noch rund die Hälfte aller Brände jährlich in Afrika ausbrechen.
Neue Studien zeigen, dass die Auswirkungen des Rauches weit über die Grenzen des Kontinents hinaus gehen.
Alles nur heiße Luft?
Für Bauern in Afrika ist Feuer ein nützliches Mittel um Flächen schnell von der natürlichen Vegetation zu befreien. So werden sie ohne viel Aufwand für die Landwirtschaft nutzbar. Praktischer Nebeneffekt, die Asche düngt gleichzeitig den Boden, was einen höheren Ertrag verspricht.
Der Rauch der einzelnen Brände verschmilzt zu einer riesigen Rauchwolke und beeinflusst Temperatur und Niederschlagsmenge in der Region. Die durch das Feuer in die Luft entlassenen Partikel beeinträchtigen die Atmosphäre in ihren natürlichen Funktionen wie Wolkenbildung. Dies führt unweigerlich dazu, dass Niederschläge zurückgehen.
Der Rauch enthält außerdem einen hohen Anteil an schwarzen Kohlenstoffpartikeln. Aufgrund ihrer Färbung absorbieren diese Partikel Sonnenstrahlen und die Luft um sie herum erwärmt sich. In der Region selbst kommt es so zu klimatischen Veränderungen. Dabei bleibt es jedoch nicht. Neuen Erkenntnissen der University of Miami`s Rosenstiel School of Marine and Atmospheric Science zufolge, reicht der Einfluss der Rauchwolke über den Atlantik bis in den Amazonas.
Staub aus der Sahara im Amazonas
Die Sahara Wüste und der Regenwald im Amazon könnten unterschiedlicher nicht sein und dennoch sind sie auf ungewöhnliche Weise miteinander verbunden. Was Forschern bereits bekannt war: Jedes Jahr überqueren Millionen Tonnen nährstoffreichen Saharastaubes den Atlantik. Mit im Gepäck der essenzielle Nährstoff Phosphor. Lebenswichtig für alle Lebewesen, da er zu den Bausteinen von DNA gehört. Ein Nährstoff, der vergleichsweise in kleinen Mengen von Organismen aufgenommen werden muss, oft aber in einer schwerlöslichen Form vorliegt.
In vielen Ökosystemen ist er daher Mangelware und beschränkt das Wachstum von Pflanzen und anderen Organismen.
Eben so ein Ökosystem stellt das Amazonasbecken dar, denn durch die häufigen und starken Regenfälle werden Nährstoffe leicht ausgewaschen. Der über hunderte Kilometer transportierte Dünger aus Afrika ist daher unerlässlich für das Wachstum von Pflanzen im Amazonas. Das gesamte Ökosystem des Amazonas ist somit vom Saharastaub abhängig.
Nun stellte sich jedoch heraus, dass nicht nur durch Stürme aufgewirbelter Staub für den Nährstofftransport verantwortlich sind. Forscher verzeichneten auch in Monaten mit geringer Staubablagerung unerwartet hohe Mengen an löslichem Phosphor. Durch aufwendige Analyse der Luftmassen konnte das Verbrennen von Biomasse in Afrika als Quelle ermittelt werden.
Rauch aus Afrika – Fluch oder Segen?
Brände, die in erster Linie zur Vernichtung von Vegetation dienen, tragen also an einem anderen Ort zu Wachstum und Biodiversität bei. Was auf den ersten Blick positiv erscheint, könnte jedoch in Zukunft ins Negative umschlagen.
Nicht nur Pflanzen an Land benötigen Phosphor zum Leben. Auch das Wachstum von Meeresbewohnern wird maßgeblich vom Phosphorgehalt des Ökosystems gesteuert.
Mit diesem Zusammengang beschäftigte sich eine Studie der University of Leeds. Sie zeigt auf, wie von Menschen verursachte Säuren in der Atmosphäre mit den Nährstoffen interagieren, die über die Luft in unsere Meere gelangen.
Genauer betrachtete die Studie, wie viel Phosphat in Abhängigkeit vom Säuregehalt der Atmosphäre aus Staubwolken freigesetzt wird.
Die meisten Meeresökosysteme sind auf einen niedrigen Phosphatgehalt eingestellt. Der Eintrag einer hohen Menge Phosphor stimuliert das Wachstum von Phytoplankton und anderen Meereslebewesen, dieser Prozess wird Eutrophierung genannt. Auf diese Weise wird das Gleichgewicht der Meere durcheinander gebracht.
Fischsterben durch Brände an Land?
Durch Vulkanausbrüche und lebende Organismen können Säuren auf natürliche Art und Weise in die Atmosphäre freigesetzt werden. Heutzutage ist jedoch die Verbrennung fossiler Brennstoffe der bedeutendste Ursprung für atmosphärische Säuren.
Je mehr Säuren menschlichen Ursprungs sich in der Atmosphäre befinden, desto mehr lösliches Phosphor liegt vor.
Immer heißere und trockenere Sommer sorgen im Zuge des Klimawandels für häufigere Vegetationsbrände. Im Umkehrschluss befindet sich durch die Rauchentwicklung dieser Brände mehr Phosphat in der Atmosphäre.
Zwei Faktoren, die dafür verantwortlich sein werden, dass in Zukunft vermutlich deutlich mehr Phosphor in die Meere gelangen wird. Dies bedeutet einerseits mehr Biomasse wie exzessives Algenwachstum, was sich positiv auf die Co2 Werte auswirkt. Andererseits kommt es durch den mikrobiellen Abbau dieser Biomasse zu starkem Sauerstoffverbrauch. Das könnte zu Fischsterben und einem Verlust der Artenvielfalt führen. Zu sehen sind diese Folgen bereits in vielen Seen, Flüssen und Meeren in Form von Algenteppichen. Der Hauptgrund dafür ist zur Zeit Phosphoreintrag durch Überdungung von landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse wie diese verdeutlichen uns immer wieder, dass wir noch lange nicht alle globalen Prozesse verstehen. Die Welt aber oft kleiner ist als wir vermuten und im Großen und Ganzen alles miteinander verbunden ist. Ein weiterer Grund besser auf uns und unsere Natur Acht zu geben.