Der Einlauf der Spieler bei einem Spiel der NBA ist eine Show: Die Halle wird abgedunkelt, es gibt Hotspots auf dem Feld, Feuerwerk, Lichteffekte und ein Video, dass die besten Spieler des Teams auf dem Videowürfel unter dem Dach zeigt. Alles ist auf die jeweilige Musik abgestimmt, dazu sagt ein Sprecher mit einer tiefen Stimme Dinge wie „Are you readyyyyy?“ oder „Make some noooooooize!“.
Das alles erinnert mich immer ein wenig ans Wrestling. Da werden die Kämpfer auch mit großem Tamtam angekündigt, bevor sie in den Ring steigen. Als Kind der 90er habe ich immer noch im Kopf, wie Hulk Hogan vor dem Kampf sein Shirt zerissen hat. Es sah cool aus und kam bei den Fans gut an.
In der NBA reißen vermehrt Trikots
Den Show-Act mit dem zerrissenen Shirt könnten derzeit auch die NBA-Spieler beim Einlaufen ausprobieren. Das Material würde es wahrscheinlich hergeben: In letzter Zeit reißen die Trikots der Spieler ungewöhnlich oft, wenn sie auf dem Feld stehen.
Es begann Anfang Oktober, beim Vorbereitungsspiel zwischen den Los Angeles Lakers und den Minnesota Timberwolves. Dabei ging das Trikot von Lakers-Spieler Tyler Ennis kaputt. Beim Saisonstart erging es LeBron James von den Cleveland Cavaliers ähnlich, und das Jersey von Draymond Green (läuft für den amtierenden Meister auf, die Golden State Warriors) überlebte einige Zeit später eine Rangelei mit einem Gegenspieler nicht.
The NBA adds a new chapter to its Ripped Nike Jersey collection #JustRipIt pic.twitter.com/c8H4rdRGd1
— Desert Boudreaux🏜 (@NofinesseDre) November 4, 2017
Das Trikot von Ben Simmons (Philadelphia 76ers) wiederum wurde – ähnlich wie das Rote Meer von Moses in der Bibel – in zwei Hälften geteilt.
Damn. pic.twitter.com/49D6jIct8W
— Adam Lefkoe (@AdamLefkoe) November 3, 2017
Bei Simmons und Co. konnte Moses allerdings nichts dafür. Seit dieser Saison hat Nike den deutschen Hersteller Adidas abgelöst und stellt die Trikots für die NBA. Acht Jahre lang läuft der Vertrag, der Konzern zahlt dafür eine Milliarde US-Dollar.
Nike will das Problem lösen
Angaben von Nike zufolge sollen die neuen Trikots besser passen, der Konzern hat dazu extra untersucht, an welchen Stellen die Sportler schwitzen, Gewicht und Schnitt der Trikots wurden angepasst. Vor allem im hinteren Schulterbereich hat es Änderungen gegeben, um den Spielern mehr Bewegungsfreiheit zu bieten. Die Jerseys bestehen zum Teil aus recyceltem Material.
Nike teilte aufgrund der Vorfälle in der NBA mit: „Wir sind sehr besorgt zu sehen, dass die Trikots reißen. Wir arbeiten mit der NBA daran, das in Zukunft zu vermeiden.“ Kritik der Spieler konnte der Konzern bislang umgehen. Laut ESPN arbeiten die fünf Spieler, denen das Trikot bisher gerissen ist, mit dem US-Konzern zusammen.
Zerrissene Trikots gab’s auch bei der Fußball-EM
Das Problem mit zerrissenen Trikots gab es auch schon im Fußball, bei der Europameisterschaft 2016. Im Spiel der Gastgeber aus Frankreich gegen die Schweiz gingen bei den Schweizer Spielern gleich sieben Jerseys kaputt. Der deutsche Hersteller Puma begründete das damals mit einer „fehlerhaften Materialcharge, in der Garne während der Produktion beschädigt wurden, was zu einer Schwächung des fertigen Trikotstoffs geführt hat“.
Die TZ titelte damals „Zum Glück stellt Puma keine Kondome her“. Bezogen auf die NBA und Nike muss ich sagen: Nike zum Glück auch nicht.