Ohren bluten im Flugzeug: Warum das häufiger vorkommt als gedacht

Es klingt fast wie eine Zeile aus einem Thriller: Den Ryanair-Passagieren wird übel, sie klagen über Kopfschmerzen und bluten aus den Ohren.

Du willst wissen, was da los war? Lies weiter und du erfährst nicht nur, was bei Ryanair wirklich abgegangen ist, sondern auch wie es so weit kommen konnte. Lass uns was über unseren Körper lernen!

Nächster Halt: Deutschland

Am letzten Freitag geschah etwas echt Unerwartetes: Der Ryanair-Flug FR7312 verlor schnell an Höhe. Eigentlich sollte der Flug von Dublin nach Kroatien fliegen, musste aber dann in Deutschland notlanden. Wieso? Die Kabine wurde drucklos, die Luft wurde kalt und es kamen die bekannten Sauerstoffmasken zum Einsatz, von denen dir vor jedem Flug immer lang und breit erzählt wird.

„In Übereinstimmung mit dem Standardverfahren setzte die Crew Sauerstoffmasken ein und initiierte einen kontrollierten Abstieg“, sagte Ryanair. Die Australian Broadcasting Corporation stellte aber fest, dass die Website flightradar24.com einen Höhenunterschied von 8 km (von 11 auf 3 km) in beängstigenden sieben Minuten angezeigt hatte. Das konnte ja nicht gut gehen!

Passagiere bluten, was das Zeug hält

Gott sei Dank konnte der Pilot des Flugzeugs trotz allem noch eine sichere Landung in Deutschland hinlegen. Die Folgen? 30 Passagiere mussten auf direktem Weg ins Krankenhaus gebracht werden. Sie klagten über Schwindelgefühle, Übelkeit, Kopfschmerzen und vor allem: Ohrenblutung.

Ryanair sagte dazu, dass das Flugzeug „normal gelandet ist und die Kunden von Bord gegangen sind, wobei eine kleine Anzahl vorsichtshalber medizinisch versorgt wurde“. Klingt, als wäre all das gar nicht so tragisch. Wieso aber strömte da plötzlich roter Saft aus allen Ohren?

Der Luftdruck macht den Unterschied

Der Luftdruck in der Kabine ist auf etwa 1.8 bis 2.4 km über dem Meeresspiegel eingestellt. Das klingt zwar hoch, liegt aber weit unter der normalen Flughöhe (11 bis 12.2 km). Was das heißt? Es gibt einen krassen Unterschied zwischen dem Luftdruck in und außerhalb der Kabine. Ist irgendwo eine undichte Stelle, so kann es zu einer langsamen Druckentlastung kommen. Merkt der Pilot das früh genug, kann er notlanden und alles ist im grünen Bereich. Trotzdem: Druckänderungen können ernsthafte gesundheitliche Probleme auslösen. Du fragst dich, was dabei im Körper passiert?

Chris Brennan-Jones, ein Kinderaudiologe, erklärt: „Normalerweise ist der Luftdruck im Mittelohr und in der Atmosphäre sehr ähnlich oder zumindest ist der Unterschied nicht groß genug, um irgendwelche Probleme zu bereiten. Mit zunehmender Höhe nimmt der Luftdruck in der Atmosphäre ab, wodurch die Luft „dünner“ wird, während der Luftdruck im Mittelohr unverändert bleibt.“

Was das bedeutet? Es wird Druck auf das Trommelfell ausgeübt, was das Hören erschwert und ein unschönes Gefühl hervorrufen kann. Im schlimmsten Fall: Das Trommelfell reißt oder du kriegt ein Ohr-Barotrauma. Die Symptome sind Ohrenschmerzen, blutiger oder klarer Ausfluss und Übelkeit.

Good news: Gerissenes Trommelfelle und Barotraumas heilen innerhalb weniger Wochen von selbst. Du trägst also normalerweise keine bleibenden Schäden davon. Da hat Ryanair wohl doch noch die Kurve gekriegt.

Ryanair steht am Pranger

Aber: Nicht alle Reisenden sind zufrieden mit Ryanair. Conor Brennan, ein Passagier des Ryanair-Flugs FR7312, sagt gegenüber der Irish Times: „Das Flughafenpersonal und das Rote Kreuz gaben ihr Bestes, um die Situation zu bewältigen, da Ryanair sich überhaupt nicht gekümmert hat.“ Waren sie wenigstens freundlich? „Ryanair zeigte wirklich einen schockierenden Mangel an Empathie für seine Kunden, fast unmenschlich“, so Brennan.

Was du daraus lernen kannst: Höre den öden Sicherheitsanweisungen vor dem Flug das nächste Mal etwas aufmerksamer zu. Dann weißt du auch sicherlich ganz genau, was mit der Sauerstoffmaske zu tun ist, wenn sei plötzlich vor deinem Kopf baumelt.

Larissa Werren

Larissa ist Yoga-, Meditations- und Pilateslehrerin und jettet als freischaffende Texterin rund um die Welt. Sesshaftigkeit? Kennt sie nicht. Am liebsten schreibt Larissa über Umwelt, Ernährung und natürlich: Reisen!