Die Profi-Analyse zu Barcelona – Liverpool: Das sagt der Sportwetten Millionär

Willst du etwas über Taktik lernen? Die wohl ausführlichste Analyse zum heutigen kleinen Finale kommt vom „Sportwetten Millionär“ Jörg Bochow. Der hat heute auf seiner Facebook-Seite einen Mega-Post zum Duell Barcelona gegen Liverpool veröffentlicht. Den Link zu seinem Post, findest du am Ende des Artikels.

Er befasst sich genau mit den Chancen und Problemen der einzelnen Teams. Auch für ihn ist es das eigentliche Finale der Championsleague. Im anderen Halbfinale konnte Ajax gestern schon 1:0 in Tottenham gewinnen.

Messi im Fokus

Zitat aus seinem Beitrag:

„Klopp hat noch nie gegen Barcelona und damit gegen Messi gespielt. Das bedeutet aber auch, Barcelona hat noch nie gegen Klopp gespielt.

Insbesondere die Kombination aus extrem spielstarken Offensivspielern und körperlich sehr starken Spielern ist schwierig aufzufangen.
So hat Pep Guardiola, dessen Manschaften ja viele Ideen der Barca-Philosophie verwenden, immer großen Schwierigkeiten mit den Klopp-Teams.

Neben diesen allgemeinen Überlegung gibt es in dem Spiel auch einfach extrem viele knifflige taktische Fragen.

Aus Liverpooler Sicht muss man erstmal entscheiden, wie man mit Messi umgeht.

Die gängige Theorie ist, dass man einen Käfig um Messi baut, also immer 2 ,besser 3 Spieler um ihn herum hat, wenn er im letzten Drittel an den Ball kommt.
Jogi Löw hat so zum Beispiel immer gegen Argentinien gespielt und Messi ist 2006, 2010 und 2014 an Deutschland gescheitert, ohne ein einziges Tor vorbereitet oder geschossen zu haben.

Wenn ich mich zu dieser Strategie entscheide, dann muss ich aber auch viele Spieler im defensiven Mittelfeld konzentrieren und das bedeutet, dass ich nicht gut hoch pressen kann.
Darauf wird der Klopp aber über weite Strecken nicht verzichten wollen. Weil Klopp Barca sicherlich nicht den Gefallen tun wird, auf seine größte Waffe zu verzichten.

Also wird es dauerhaft keinen Käfig geben. Stattdessen wird Klopp versuchen, die Anspiele auf Messi in Zonen zu leiten, die relativ nah an der Mittellinie sind. Denn von da aus, hat Liverpool die Chance zu ‚recovern‘, weil Messi erst 2 oder 3 Sekunden später in der gefährlichen Zone auftaucht. Ganz ‚wegnehmen‘ wird er ihn nicht können.“

Alles zu Firmino, Außenverteidiger und Innenverteidiger

„Umgekehrt muss sich Barca überlegen, wie es mit Firminho umgehen will. Denn Sane und Salah stehen bei Ballbesitz von Liverpool (in der gegnerischen Häfte) meist relativ eng, auf der Innenseite der AVs, so dass sie die beiden IVs auch noch binden und es Firminho erlauben, um den 6er des Gegners herumzuspielen, idealerweise hinter den 6er zu kommen.

Wenn das gelingt, brennt der Baum. Da hat man als Gegner ganz schnell einen hängen. Weil die IVs ganz leicht einen Fehler beim Rausrücken auf Firminho machen können und dann ein direkter Pass auf Sane oder Salah in den Strafraum möglich ist.

Den Raum, den Firminho beackert, also nur mit einem 6er zu decken ist daher gefährlich. Busquets ist zwar superschlau taktisch gesehen, der kann viele Pässe antizipieren und dann durch geschickte Positionierung wegnehmen.
Aber körperlich ist er nicht (mehr) der Stärkste (war er noch nie) und ist daher anfällig dafür, durch ein Dribbling überspielt zu werden.

Das passiert bloß relativ selten, weil ganz wenige Mannschaften im 10er Raum so spielstark sind wie Liverpool und dabei noch zwei starke Stürmer haben, so dass die IVs situativ nicht in den 6er Raum vorrücken können, ohne dass es hinter ihnen sehr gefährlich werden kann.

Barca könnte also mit zwei 6ern spielen, Busquets und Rakitic (+ Arthur auf der 8). Dabei geht es gar nicht so sehr darum, dass sich das Personal ändert, sondern wo sich die Spieler positionieren. Das gilt insbesondere für Rakitic.

Das Problem an einer solchen Variante ist, dass es dann nicht so viele Anspielstationen gibt, um durchs Mittelfeld nach vorne zu passen, gerade weil Suarez als (falsche) 9 nicht so ein Laufpensum hat wie beispielsweise Agüero. Dafür fällt er besser. 😉

Und Countinho muss manchmal erst den Ball am Fuß haben, bevor er so richtig zu denken (und zu laufen) anfängt. In engen Räumen bewegt der sich manchmal ohne Ball nicht gut genug (wie auch der Dembele).“

Mögliche Strategie von Jürgen Klopp und Liverpool

„Inwieweit Klopp Alexander-Arnold und Robertson wirklich häufig in tief in der gegnerischen Hälfte lässt, dürfte auch spannend sein zu beobachten. Ein Mittel, um die AVs von Liverpool hinten zu binden, wäre wenn Barca Countinho opfern und im 3-5-2 System spielen würde.

Das würde folgendes bedeuten:

Barca im 4-3-3 (wie gegen ManU) sieht in der Regel so aus:

Sergi Roberto – Pique – Lenglet – Jordi Alba
Busquets (6) – Rakitic (6/8) – Arthur (8)
Messi – Suarez – Countinho

Barca im 3-5-2 dagegen so:

Pique – Lenglet – Umtiti
Dembele – Busquets – Rakitic (6/8) – Arthur/Vidal – Jordi Alba
Messi – Suarez

In diesem Fall würde die ‚Startposition‘ (bei Ballbesitz Barca) von Dembele und Jordi Alba an der Außenline ungefähr auf Höhe der Mittelline sein. Das würde die AVs von Liverpool hinten halten, denn sowohl Alba als auch Dembele könnten blitzschnell hinter den AVs auftauchen, wenn diese zu weit aufrücken.  Jordi Alba, weil er schlau ist und Spielsituationen gut erkennen und Dembele weil er sauschnell ist und beinahe jedem Spieler auf dem Platz davonrennen kann.

Ich würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn wir diese Barca-Formation irgendwann auf dem Platz sehen, wenn Barca mit dem Spiel Probleme haben sollte. Barca hat diese Variante in der spanischen Liage schon einige Male ausprobiert, zum Beispiel gegen Levante.

Nun ist es bestimmt nicht so, dass Barca so eine Sytemänderung extra wegen Levante ins Programm genommen hat. Das hatte bestimmt perspektivischen Charakter. Einfach um mal auszuprobieren, ob der Dembele dazu wenigstens ein bisschen in der Lage ist, oder ob das im totalen Desaster endet. Damit kann man ja nicht in einem wichtigen Spiel anfangen.

Das ist das also Geile an dem Spiel. Beide Mannschaften sind nicht dazu gebaut, um mit ihren Stammformationen das aus dem Spiel zu nehmen, was die andere Mannschaft extrem gut kann.

Entweder sie verändern ihre Abläufe, was immer problematisch ist. Oder sie laufen Gefahr,den Stärken des Gegners in die Hände zu spielen, was natürlich auch niemand ‚freiwillig‘ tun will.

Genau dieses Dilemma ist der Grundgedanke für meine Wette, zu der ich jetzt komme.

Beide können sich weh tun und beiden werden sich weh tun. Weil die entscheidenen Akteure viel Qualität besitzen und auch gut in Form sind.“

Was tippt der Profi?

Das war also die Analyse des Sportwetten Millionärs. Seinen gesamten Posts findest du direkt auf seiner Seite auf Facebook.

Sein Tipp für heute: Beide Teams treffen. Somit ist es egal, wer gewinnt und ob es überhaupt einen Gewinner gibt.

Randnotiz: Barcelona ist seit 12 Spielen ungeschlagen – Liverpool sogar seit 19! Das schreit nach einem möglichen Unentschieden. Wenn die Statistik und Jörg beide recht haben, kann das Spiel heute also 1:1, 2:2 oder vielleicht sogar 3:3 ausgehen!

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Michael Berkholz

Der Chefredakteur. Wenn er nicht gerade PC/PS4 zockt, surft Michael online, handelt mit Optionen, baut Webseiten oder geht mit seinem Jack Russell auf Erkundungstour.