Konfuzius sagt: Sex sells. Und damit hat das alte Schlitzohr mal wieder Recht. Nur die Art und Weise es an Mann und Frau zu bringen hat sich in den letzten Jahren um 180 Grad gewendet. Sex-Shops verschwinden im Nebel der Generation Online-Internet. Die Möglichkeit alles per Klick bestellen zu können, ist zur Gewohnheit geworden. Und vor allem lecker anonym von zu Hause aus.
Wer den Trend nicht frühzeitig erkannt hat, wird jetzt bestraft. Das Telefon mit Wählscheibe ist Geschichte. Der Schwarz-Weiß Fernseher gehört zu den Antiquitäten. Und Raider heißt nun Twix.
Alles ändert sich. Das war schon immer so. So definiert sich die Zukunft. Der gigantische Beate Uhse Konzern bleibt auf der Strecke.
Vorteil? Nachteil? Weichteil?
Wenn dich der perverse Heißhunger überrennt und du Appetit auf zehn Gläser Erdnussbutter hast, ist die Online Bestellung ein Segen. Das Hundehalsband aus jungfräulichem Kalbsleder, mit goldenen Buchstaben verziert, muss unbedingt gekauft werden. Via Internet. Der Clou für alle (un)nützlichen Dinge: niemand beobachtet uns. Es ist alles anonym und wir kriegen keine tadelnen Blicke im Supermarkt oder Fressnäpfe ins Genick geworfen. Das Einkaufen im Sex-Shop an der Ecke wurde früher nur im hektischen Eiltempo, mit Sonnenbrille, hochgeklappten Mantelkragen und schlechtem Gewissen absolviert. Am liebsten bei Neumond oder wenn es regnete wie Sau.
Hallo Chef! Wieder was zum Wichsen gekauft?
Wenn die Straßen menschenleer waren und man nicht zufällig dem Nachbarn oder Chef über den Weg lief.
Dann kam das Internet, die Online Shops und die 1.001 Möglichkeiten ohne puterrotem Gesicht in den erotischen Warenkörben und Regalen zu stöbern.
Keine Schweißausbrüche, peinliche Plastiktüten mit verräterischen Logos oder die Gefahr eines Schleudertraumas, weil man sich alle drei Sekunden paranoid über die Schulter geblickt hat.
Die Online Bestellung für Bekleidung, Schuhe usw. ersparen uns die Parkplatzsuche, nervige Menschenmengen, winzige Umkleidekabinen in Hobbit-Größe und vor allem das peinliche Begutachten vor dem Spiegel, der einen immer dicker macht (und zwanzig Neugierige um einen herumstehen und hämisch glotzen).
Dazu kommt das unschmeichelhafte und erbarmungslose Neonlicht, in dem man weiß-gelblich wie ein alter Harzer aussieht.
Aber: Geschäfte gehen ein. Einkaufsstraßen sterben aus.
Manchmal ist eine persönliche Beratung tatsächlich hilfreich. Es gibt auch kompetente und freundliche Verkäufer.
Ein nicht-virtueller Einkaufsbummel kann ab und an Spaß machen.
Chance verpasst – Eine Legende stirbt
Für die Gründerin Beate Uhse wäre es ganz sicher ein herzzerreißendes Trauerspiel gewesen, wenn sie diese Entwicklung noch miterlebt hätte (sie verstarb 2001). Ihre Person, Leistung und Leben verdient Hochachtung und Respekt.
Sie war in Kriegsgefangenschaft, besiegte eine Krebserkrankung und rappelte sich immer wieder auf.
Das Kunstfliegen war ihre große Liebe. Ebenso, wie sich für die sexuelle Aufklärung einzusetzen und Tabus zu enthemmen.
Als sie Mitte der 40er Jahre den empörenden Schritt wagte, Frauen über die Nützlichkeit eines Kondoms zu beraten, wurde sie verteufelt wie Charles Manson.
1951 gründete sie mit einer handvoll Angestellten das „Versandhaus Beate Uhse“ und zehn Jahre später hatte die Firma bereits fünf Millionen Kunden!
Die Rebellin und Visionärin sponserte das letzte Jimi Hendrix Konzert (Love-and-Peace-Festival). Ihr wurde das Bundesverdienstkreuz verliehen und als die Beate Uhse AG an die Börse ging, war die Aktie 64-fach überzeichnet.
Sie hatte alles richtig gemacht.
Wieso, weshalb, warum der Beate Uhse Konzern jetzt Insolvenz anmelden muss, ist sicherlich nicht mit ein paar Worten zu erklären.
Aber anscheinend wurden Verkaufsstrategien, wirtschaftliche Anpassung und moderne Werbemaßnahmen nicht mehr zeitgemäß erkannt und realisiert.
Ein Gewerbe, das auf immer und ewig Nachfrage und Kunden haben wird. Die Möglichkeit beim Einkaufen Bequemlichkeit und Anonymität zu kombinieren, da erscheint es beinahe unmöglich sowas in den Sand zu setzen.
Selbst Gott hat einen Online-Shop.
Naja, vielleicht nicht persönlich, aber Bibel, Rosenkranz und etliche Utensilien für verschiedene Religionen können bei Amazon und Co. bestellt werden.