Es ist ein Mythos der Olympischen Spiele: Wie heiß geht es im olympischen Dorf zu? Die Aussagen der Sportler widersprechen sich. Fakt ist aber: auch bei diesen Spielen sorgen die Organisatoren vor.
110.000 – so viele Kondome haben die Organisatoren der Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeonchang verteilt. Und zwar im olympischen Dorf, wo die Athleten während der Wettkämpfe unterkommen. Das sind fast 38 Gummis pro Olympia-Teilnehmer, so viele wie noch nie bei Winterspielen. Bei den Winterspielen in Sotschi waren es etwa 100.000.
Offenbar sind die 110.000 Exemplare in Südkorea jedoch nicht genug, wie die „Bild“-Zeitung berichtet. Dabei haben die Spiele noch nicht einmal begonnen! Die Kondome liegen in Körbchen aus, „die waren aber alle leer“, sagte Rodler Andi Langenhahn der Zeitung. Viele Sportler sind bereits vor Ort.
Ein Sprecher des Kondom-Herstellers erklärte: Viele Athleten würden die Gummis einfach als Souvenir eintüten. „Wir erwarten nicht, dass die Sportler sie alle benutzen.“
„Habe ein Bordell betrieben“
Immer wieder kommen vor Olympia Geschichten auf, die sich damit beschäftigen, wie heiß es im olympischen Dorf zugeht. Egal, ob bei Winter- oder Sommerspielen. „Manche suchen schon eine Affäre – das passiert, wenn viele Sportler so eng zusammenleben“, erzählte der deutsche Turner Fabian Hambüchen dem Magazin „DB Mobil“.
Josh Lakatos – ehemaliger Sportschütze aus den USA – schilderte seine Erfahrungen bei den Spielen in Sydney (2000): „Ich betrieb ein Bordell im olympischen Dorf. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele Ausschweifungen gesehen.“ Aus Sicht seiner Landsfrau, Skiläuferin Carrie Sheinberg, sei eine Liaison ja auch ein Trostpflaster: „Entweder man gewinnt eine Medaille, oder man schläft mit einem heißen Typen“, sagte sie.
Wie hoch die Sex-Quote im olympischen Dorf ist? Offizielle Zahlen gibt es keine. US-Schwimmer Ryan Lochte wagte aber in der Vergangenheit einmal die Prognose von „“70 bis 75 Prozent“.
😜 Wer hier keine Gänsehaut bekommt, hat Olympia nie geliebt! 😜 #HomeOfTheOlympics pic.twitter.com/fbGfarxJYQ
— Eurosport DE (@Eurosport_DE) February 4, 2018
Der ehemalige deutsche Rodler Georg Hackl zeigte sich in einem aktuellen Interview mit „Spox“ skeptischer. Im olympischen Dorf gehe es „ganz gesittet zu“. „Wenn dann tatsächlich mal Männlein und Weiblein zusammenfinden, dann machen die das so, wie es sonst auch auf der ganzen Welt üblich ist: Die lassen sich dabei nicht zugucken.“ Und weiter: „Von Gruppensex-Partys kann keine Rede sein. Ich habe davon jedenfalls noch nie was mitbekommen – was auch immer das heißen mag.“
Der ehemalige Profi, der bei sechs Winterspielen dabei war und dabei drei Goldmedaillen gewinnen konnte, äußerte sich außerdem zu den Partys, die angeblich im Dorf stattfinden sollen: „Im olympischen Dorf gibt es überhaupt keine Partys. Würde man da eine schmeißen, gäbe es sofort Maßregelungen, weil andere Athleten vor ihren Wettkämpfen schlafen müssen.“
Kondome in Brasilien gegen Zika-Virus
Ganz ohne Grund werden die Organisatoren der Spiele die Kondome aber kaum verteilen. „Man kann ja nie genug davon haben“, sagte Sprecher Lucas Dantas während der Sommerspiele in Rio de Janeiro mit einem zwinkernden Auge. Ernst meinte er dann folgendes: „Brasilien wirbt für sicheren Sex. Und Sportler sind ein Vorbild für die allgemeine Bevölkerung.“
Bei den Sommerspielen hatten die Kondome auch einen noch ernsteren Hintergrund: das Zika-Virus. Dieses kann nämlich nicht nur über Stechmücken, sondern auch durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Bei den brasilianischen Sommerspielen wurden rund 450.000 Kondome für die 10.500 Sportler zur Verfügung gestellt. Das waren dreimal mehr als bei den Sommerspielen in London.
Experte: Sex während Olympia kann auch gut tun
Aber sollten die Athleten während der Wettkampf-Zeit überhaupt Sex haben? Denn selbst der Amateur-Sportler weiß, dass Geschlechtsverkehr die Leistung verringert. Bei männlichen Sportlern könne Sex zu Leistungseinbußen führen, sagte Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung an der Sporthochschule Köln, dem „sid“. Der Grund: Dabei werde das Hormon Testosteron abgebaut, die männlichen Sportler würden „Aggressivität“ verlieren.
Eine komplette Abstinenz ist laut Froböse aber auch nicht ratsam. „Prinzipiell könnte Sex während der Olympischen Spiele erfolgsbringend sein, denn durch die körperliche Ertüchtigung wirkt man positiv auf den Stressabbau ein“, so der Wissenschaftler.
Die Olympischen Winterspiele finden vom 9. Bis 25. Februar im südkoreanischen Pyeonchang statt. Es ist nach 1988 das zweite Mal, dass in der Hauptstadt Seoul dieser Wettkampf ausgetragen wird. Rund 2900 Athleten aus über 90 Nationen kämpfen um Medaillen – und zwar in rund 100 Wettbewerben in 15 Sportarten.
Mit dabei sind auch 154 deutsche Sportler. Eine Übersicht der deutschen Athleten bei den Winterspielen gibt es hier.