Hier haben wir das Paradebeispiel dafür, dass Zocken eben doch keine Zeitverschwendung ist. Denn zwei junge Männer aus Göttingen entwickelten aus ihrer Spielleidenschaft eine Geschäftsidee, die es in sich hat.
Da sich die Idee aber nicht von selbst verkauft, setzten die Gründer von LevlUp auf eine geniale Verkaufsstrategie und werden noch in diesem Jahr mit ihrem Gaming-Getränk Millionen verdienen.
Fortnite, League of Legends & Co.
Kaum zu glauben, aber der globale E-Sports-Markt soll in diesem Jahr bereits einen Wert von über eine Milliarde US-Dollar haben. Dazu haben nicht unwesentlich Spiele, wie Fortnite und League of Legends beigetragen. Top-Gamer verdienen durch diese Spiele Millionen an Sponsorengeldern. Diesen Trend haben sich auch die jungen Gründer von LevlUp, Martin Ratajski und Nils Schlieper, im Jahr 2018 zu Nutze gemacht.
Von der Spielleidenschaft zur Gamer-Getränk-Idee
Die Göttinger Martin Ratajski und Nils Schlieper waren schon immer begeisterte Zocker mit einem hohen Verbrauch an Energydrinks. Irgendwann kam ihnen dann die Idee für ihren eigenen Drink nur für Gamer. Ein sogenannter Gaming-Booster nach dem Vorbild der Drinks für echte Sportler, der das Gehirn und somit die Konzentrationsfähigkeit pushen soll. Das Getränk kommt in Pulverform daher, das nur noch in Wasser aufgelöst werden muss. Das Pulver gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, wie beispielsweise „Triple green“ (Apfel) oder „Watermelon“ (Wassermelone) und wird ausschließlich über den eigenen Online Shop vertrieben. Der Schlüssel für ihren Erfolg war dabei der Gedanke, dass wenn man ein Getränk nur für eine bestimmte Zielgruppe hat, der Content punktgenau eingesetzt werden kann.
Und so kam es, dass es nur sieben Wochen von der Idee bis zum Verkaufsstart gedauert hat. In sieben Wochen haben sie also nicht nur das Produkt entwickelt, sondern auch die ersten Influencer kontaktiert.
Inzwischen ist gut ein Jahr seit der Gründung vergangen und die Umsätze liegen monatlich im siebenstelligen Bereich. Für das Jahr 2019 rechnen die Gründer mit achtstelligen Umsätzen, wobei sich das gesamte Wachstum der Firma aus dem Cashflow finanziert.
Streamen heißt das Marketing-Zauberwort
Der Grundgedanke der Marketingstrategie war von Beginn an der, das Produkt so schnell wie möglich unter den potentiellen Käufer bekannt zu machen. Da diese allesamt leidenschaftliche Gamer sind, setzten die Gründer dabei auf Streamer, um die Gamer-Community im Sturm zu erobern. Denn Streamer sind Gamer, die ihre Spiele via Youtube oder Twitch sogar teilweise live streamen.
Sie starteten mit dem Youtube-Streamer Haptic, der zurzeit stolze 490.000 Abonnenten auf seinem Youtube-Kanal HapticRush hat und dem Streamer Raptor, der es auf 134.000 Abonnenten schafft. Zum Verkaufsstart am 1. Juli 2018 posteten beide Streamer ein Video, wobei sie das neue Gamer-Getränk von LevlUp vorstellten, sogleich anmischten und probierten. Für jede Bestellung gab es als kleines Geschenk einen Gutschein über fünf Prozent dazu.
Und so konnte die Firma allein durch diese Werbemaßnahme im ersten Monat seit Verkaufsstart einen mittleren fünfstelligen Umsatz machen.
Influencer sind LevlUp’s Lieblinge
Für Influencer gibt es verschiedene Werbeprogramme. Besonders wichtig ist hierbei die sogenannte „Realness“ bei den Influencern. So wird der Gaming-Booster einfach vor und während des Streamens von diesen angemixt und nebenbei getrunken. Um dem Vorwurf der Schleichwerbung zu entgehen, wird kein Product-Placement inszeniert, sondern der Influencer blendet die Werbung als Begriff ein und erzählt danach in eigenen Worten etwas zu dem Produkt.
Influencer werden zum Verkauf des Produktes in drei Gruppen unterteilt. Für kleinere Streamer ist das Buddy-Programm gedacht, für Influencer mit mittlerer Reichweite das Ambassador-Programm und für Youtuber mit großer Reichweite das LevlUp Partner-Programm. Beim Ambassador-Programm wird mit Affiliate-Links und Provisionen gearbeitet. Die großen Influencer bekommen langfristige Verträge mit LevlUp und werden auch bei Events oder kleinen Werbespots eingesetzt.
Hoch leben die Follower auf Instagram
Auch Instagram gehört neben Youtube zu den wichtigsten Werbekanälen des Unternehmens. Um Fans zu gewinnen, setzte man hier zunächst auf Gewinnspiele und verzichtete komplett darauf, Follower zu kaufen. Ziel ist es, die Leute zu unterhalten und ein Zugehörigkeitsgefühl aufzubauen.
Die organische Reichweite soll derzeit bei 70.000 bis 80.000 Nutzern pro Beitrag liegen. Viel Wert wird auf die permanente Einbeziehung der Instagram-Fans gelegt, wobei das Feedback sehr ernst genommen wird. So kam beispielsweise die Idee für das Sample Pack, bestehend aus fünf Probepackungen verschiedener Geschmacksrichtungen, von den Followern.
Mit Twitch & Co. zu noch mehr Reichweite
Twitch ist die Livestreaming-Plattform von Amazon und wird beim Influencer-Marketing von LevlUp mit einbezogen. Hier kann das Unternehmen zur Zielgruppe passende Ads auf der Plattform schalten.
LevlUp präsentiert sich darüber hinaus auch immer öfter auf Live-Events, um so ein noch besseres Gespür für die potentielle Käuferschaft zu bekommen. Diese Events bescheren dem Unternehmen wiederum ganz nebenbei Content für Youtube und Instagram – sehr clever.
Welche Inhaltsstoffe stecken im Gaming-Booster?
Im Gaming-Booster von LevlUp verstecken sich in einer Portion (500 ml) immerhin 250 Milligramm Koffein, während zum Vergleich in einem halben Liter Red Bull nur 150 Milligramm Koffein stecken. Für die Fokussierung während des Spielens sollen Inhaltsstoffe wie L-Theanin sorgen, die die aufputschende Wirkung des Koffeins abmildern. Während in anderen Energydrinks viel Zucker enthalten ist, kommt man hier nur auf 0,19 Zucker pro Portion.
Der Gründer Ratajski ist der Meinung, dass E-Sports ebenso professionell ist, wie andere Sportarten. Immerhin brauchen Gamer eine gute Fokussierung, schnelle Reaktionen und eine lange Konzentration.
Was kostet der Gaming-Booster von LevlUp?
Für eine Packung LevlUp mit 40 Portionen bezahlt man 40 Euro. Kling im ersten Moment viel, ist es aber nicht. Denn für vergleichbare Energydrinks aus der Dose zahlt man deutlich mehr.
Für das Unternehmen scheint es sich aber dennoch zu lohnen. In der Branche wird davon ausgegangen, dass die Herstellungskosten einer Packung LevlUp bei unter sieben Euro liegen dürften.