U-Bahnen? Sind sowas von 19. Jahrhundert. Stattdessen will Elon Musk Glaskästen auf Rädern mit 200 km/h durch einen Tunnel schießen – und so in 12 Minuten Chicago durchqueren. Rein elektrisch und ohne Fahrer, versteht sich.
In gerade einmal drei Jahren sollen so Fußgänger und Autos unter der Millionenstadt hindurchrasen. Eine Animation der spektakulären Vision findet ihr im Video am Ende des Artikels.
Wieso Chicago?
Elon Musk bohrt den Tunnel unter Chicago natürlich nicht (nur) zu seinem persönlichen Vergnügen: Sein Tunnelbau-Unternehmen hat die Ausschreibung um ein Projekt der Stadt gewonnen – und soll jetzt den Flughafen O’Hare mit der Innenstadt verbinden.
Aktuell braucht es für diese Strecke mit Taxi oder Bahn etwa eine dreiviertel Stunde, je nach Verkehr. Für Musk viel zu lange: Er will es in 12 Minuten schaffen.
Geht es nach ihm, kann er mit dem Bohren in wenigen Monaten beginnen. Und das sollte er auch: Die Stadt erwartet die erste Fahrt schon in drei Jahren.
Die erste echte Bewährungsprobe
Bisher hat The Boring Company vor allen Dingen mit einem Schlagzeilen gemacht: Flammenwerfern. Die hatte das Unternehmen als PR-Stunt verkauft und damit immerhin rund 10 Millionen Dollar Umsatz gemacht – nachdem vorher schon mit dem Verkauf von Baseball-Kappen das erste Geld floss.
Jetzt wird es aber Zeit, zum Kerngeschäft zu finden: Tunnel bohren. Und natürlich darf es dafür keine Maschine von der Stange sein.
Eine Bohrmaschine für echte Männer
Wie bohrt man so einen Tunnel? Nun, natürlich braucht es das passende Werkzeug. Das ist für diesen Zweck eine riesige Bohrmaschine, die auf den Namen „Godot“ hört. Elon Musk hatte sie nach dem Theaterstück Warten auf Godot benannt – er hatte monatelang auf sein neues Spielzeug gewartet.
In den kommenden Jahren will er damit nicht nur kilometerweise Tunnel bohren: Der Milliardär schickt seine Tunnelbohrmaschine in ein Rennen.
Der Konkurrent ist eine Schlange namens Gary, die in einer Ananas wohnt – und so verrückt das klingt, Musks Idee hat wie gewohnt ihren Sinn: Das Schneckentempo beim Bau macht Tunnel extrem teuer. Mit Schlangen-Speed dagegen würde die unterirdische Fortbewegung deutlich erschwinglicher.
Auch Tesla hat seinen Auftritt
Die größte Berühmtheit erlangte Elon Musk wohl mit Tesla – und auch bei diesem Projekt hat das Unternehmen seinen Auftritt: Das Fahrgestell des Model X dient als Basis der Wagen, die durch den Tunnel rasen sollen.
Mit einer Art Glaskasten on top bieten sie Platz für bis zu 16 Fußgänger; auf eine andere Variante fahrt ihr ganz einfach auf und lasst euch samt eures Autos durch die Röhre schießen.
Das funktioniert so, wie man es von Elon Musk erwartet: In atemberaubendem Tempo und rein elektrisch.
Der „Loop“ – Teil einer Vision
Das ganze Konzept der Wagen und Tunnel nennt sich Loop – und ist Teil der Mobilitäts-Vision von Musk. Die beinhaltet auch eine Vakuum-Version der Röhren für Langstrecken. Dank denen sollt ihr in speziellen Wagen irgendwann mit Schallgeschwindigkeit reisen können.
Und es wird noch besser: Auch Elon Musks Firma SpaceX steuert ihren Teil bei. Geht es nach ihm, werden Flugzeuge so bald wie möglich durch Raketen ersetzt.
Langfristig soll es uns so möglich sein, jeden Ort auf diesem Planeten in wenigen Stunden zu erreichen; und jedes der Unternehmen des Visionärs trägt einen Teil dazu bei.
Ein Anfang ist gemacht
Den Anfang macht aber eben der Loop, der in wenigen Jahren in Chicago seinen ersten öffentlichen Einsatz haben soll.
Bezahlen soll die Stadt dafür übrigens nichts: Die Firma finanziert das gesamte Projekt – immerhin im Wert von rund einer Milliarde Dollar – selbst. Die Kosten sollen dann über den Fahrpreis wieder eingespielt werden.
Die Fahrt mit dem Loop soll aber nicht nur schneller als ein Taxi sein, sondern auch günstiger: Etwa die Hälfte einer Taxifahrt soll die Benutzung der Highspeed-Route kosten.
Viele Fragen sind noch offen
Hält Elon Musk die versprochene Bauzeit ein? Schafft es Godot wirklich problemlos, sich durch den teils harten Boden unter Chicago zu graben? Fahren die Wagen auf Schienen – oder schafft es das Unternehmen, darauf zu verzichten?
All diese Fragen müssen noch beantwortet werden – drei Dinge sind aber schon jetzt klar:
Elon Musk hat auf seiner Mission einen großen Schritt nach vorne gemacht. Chicago kommt in den Genuss eines Nahverkehrs, der das Adjektiv „spektakulär“ verdient. Und sobald der Loop seine ersten Fahrten macht, werden wir dort sein.
Titelbild Quelle: boringcompany.com