Ein weiser Mann sagte einst, dass die Destillation, also die Herstellung von Alkohol, den Beginn der Zivilisation datiere. Das mag ein wenig übertrieben klingen und der Autor William Faulkner war gegenüber Alkohol nicht gerade abgeneigt. Doch unser Verlangen nach Bier und Wein reicht tatsächlich weit zu den Anfängen der Menschheit zurück.
Wenn wir bedenken, welche Rolle Wodka und Co. in vielen Ländern spielen und dass in den USA etwa 9 % aller Einlieferungen in die Notaufnahme auf (zu starken) Alkoholkonsum zurückzuführen sind, fragen wir uns eins: Warum gibt es eigentlich noch kein “Gegenmittel“ gegen die Nachwirkungen, die eng mit dem Verzehr von Alkohol verbunden sind? Genau an einem solchen arbeitet jetzt ein Forscherteam!
Natürliche Enzyme gegen den Hangover
Die Wissenschaftler um Yunfeng Lu haben sich dazu entschieden, ein Gegengift zu entwickeln, das es Menschen ermöglicht, Wein und Bier zu genießen, ohne einen Kater zu bekommen. Das Ziel besteht aber natürlich nicht darin, „die Sauferei“ in unserem Land (noch weiter) voranzutreiben, sondern die Entwickler wollen eine Therapiemaßnahme ermöglichen, die in schweren Fällen Leben retten kann.
Der Grundgedanke: Die Forscher stellen Kapseln her, die natürliche Enzyme aus Leberzellen enthalten, um den Körper dabei zu unterstützen, den Alkohol schneller abzubauen und somit (schwerwiegende) Vergiftungserscheinungen zu vermeiden.
Das Schwierigste sei es, laut den Wissenschaftlern, die drei Enzyme, die den Alkohol in harmlose Moleküle aufbrechen, in die Leber zu transportieren. Um zu gewährleisten, dass sie dort ankommen und sich nicht bereits kurz nach der Einnahme im Körper “auflösen“, nutzt das Team spezielle Kapseln, wie sie auch für andere Medikamente Verwendung finden.
So könnte uns die Pille helfen
Um die Wirksamkeit der “Anti-Kater-Pille“ zu überprüfen, injizierten die Forscher die Stoffe in die Venen von betrunkenen Mäusen (arme Tierchen!). Über den Blutkreislauf gelangten die Enzyme in die Leber, wo sie in die Zellen eindrangen und die Aufschließung der Alkohol-Moleküle deutlich beschleunigten.
Innerhalb von vier Stunden wurde der Alkoholpegel um 45 % und somit wesentlich schneller abgebaut als das bei den “besoffenen“ Mäusen ohne “Anti-Kater-Pille“ der Fall war.
Zudem konnten die nicht besonders mäusefreundlichen Entwickler beobachten, dass die Konzentration an Acetaldehyd dank des “Medikaments“ erstaunlich gering blieb. Acetaldehyd ist derjenige krebserregende Stoff, der beim Konsum von Alkohol zu Errötung, Kopfschmerzen und Erbrechen führen kann. Die Tierchen, denen das “Dopingmittel“ verabreicht wurde, wachten darüber hinaus deutlich früher auf als ihre Saufkumpanen – eine Tatsache, die wohl vor allem Studenten erfreuen dürfte.
Wenn du mit restalkohol in die uni gehst und nach einem Seminar der kater mitsamt übertriebenen Kopfschmerzen einsetzt musst du gegen den kater anradlern
— Die Stulle 🥪 (@Gregor_Hansa) May 9, 2018
Alkohol bleibt Alkohol!
Wenn die Spirituosen schneller abgebaut werden können, hilft das nicht nur dabei, nach einem Gelage früher aufzustehen, sondern die “Anti-Kater-Pille“ schützt die Leber vor mit dem Alkoholkonsum verbundenem Stress und damit einhergehenden Schäden. Ferner könnte dieses neue “Medikament“ Menschen- (und vielleicht auch das eine oder andere Mäuse-) Leben retten, indem es starke Vergiftungen durch Wein, Bier etc. verhindert.
Zurzeit untersucht das Forscherteam seine Entwicklung noch auf mögliche Nebenwirkungen. Sobald diese ausgeschlossen werden können, sollen in etwa einem Jahr die ersten Versuche mit Menschen durchgeführt werden.
Diese neue Art von Gegengift wird Menschen dabei helfen, sich nach einem Gelage schneller zu erholen. Eine super Sache, wie wir finden!
Allerdings sollten wir das Ganze auch ein wenig kritisch sehen. Denn führt eine solche Pille nicht vielleicht dazu, dass die Menschen noch mehr Alkohol in sich hineinkippen und die Wirkungen umso mehr falsch einschätzen? Das Motto lautet also auch mit “Anti-Kater-Pille“: Alkohol stets verantwortungsvoll genießen und don’t drink and drive!