Der rosige Traum vom perfekten Gesetzeshüter ist für einige (engstirnige) Bürger letzte Woche in Hamburg geplatzt. Drei Berliner Hundertschaften reisten zur Unterstützung ihrer Kollegen auf den bevorstehenden G20-Gipfel und haben sich laut Presse nicht gehörig benommen.
Waren nicht sittsam genug. Haben keiner Omi über die Straße geholfen. Dafür haben sie gefeiert. Es sollen Bierchen und Sekt geflossen und laute Musik gespielt worden sein.
Böse Zungen behaupten sogar, dass der ein oder andere nackte Mops aus der Reihe getanzt ist. Für viele war und ist dieses Verhalten skandalös bis apokalyptisch. Manche rümpfen die Nase, andere wedeln bereits mit Fackel und Peitsche. Warum? Darum:
Vorbildfunktion der Polizei
Ein Polizist soll eine Vorbildfunktion erfüllen. Die Polizei muss seriös sein. Sie sind für unseren Schutz verantwortlich und müssen für die bekannte, traditionelle deutsche Ordnung sorgen. Das kann man so stehen lasse. Dagegen ist nichts einzuwendenden. Und absolut in Stein gemeißelt ist ebenfalls:
Polizisten sind Menschen. Oder wären uns Roboter bzw. Maschinen à lá Terminator, Robocop und R2-D2 lieber? Dann sollte man aber fair sein und sich in Erinnerung rufen, dass diese Blechmänner ebenfalls nicht immer perfekt funktioniert haben.
Das Verhalten der Damen und Herren der Berliner Polizei war nicht korrekt. Halligalli inklusive Schunkeln mit Anfassen und das Pullern an Nachbars Zaun hätte nicht sein müssen. Die Stimmungskanonen wurden also kurzer Hand nach Hause geschickt. Jetzt spinnen wir mal eine ganz fiktive Situation zusammen:
Der G20-Gipfel beginnt. Die Party-Truppe ist getadelt, aber NICHT abgezogen worden. Sie stehen nüchtern, topfit und konzentriert am nächsten Tag auf ihren Posten. Dann entbrennt während der Tagung ein Fiasko, eine Katastrophe (die Täter darf jeder selber bestimmen). Jeder Polizist wird benötigt und erfüllt seinen Job 1A. Die Situation wird schnell unter Kontrolle gebracht. Jetzt überspannen wir einmal den Bogen und sagen, dass es ohne die Hilfe aus Berlin kein Happy End gegeben hätte. Tja, dann wäre die Truppe wie die Avengers gefeiert worden. Die unschönen Szenen der vergangenen Tage wären vergessen und verziehen worden. Verpufft.
Keine Frage: die Polizei impliziert Ideale und muss mit positiven Beispielen alles und jeden überstrahlen.
Frage: Wie steht es mit Profisportlern, mit denen sich explizit junge Menschen personifizieren und eine enorme Vorbildfunktion einnehmen? Allerdings leuchten täglich Schlagzeilen wie z.B. Fahren ohne Führerschein, Steuerhinterziehung oder sex-schmierige Eskapaden in jeglichen News auf. Ärzte, die ohne Drogen kein Skalpell mehr schwingen können. Geistliche, welche Kinderfreundlichkeit absichtlich missverstehen. Da ist der Würgereiz vorprogrammiert.
Die verschmähten Party-Cops durften nun ein großes Sommerloch der Presse füllen. Was kommt als nächstes?
„Merkel trägt ein neues Sakko“. „Mein Dalmatiner hat einen Fleck verloren“. „Bier schmeckt im Sommer gekühlt besser“ – oder doch etwas Wichtiges?