Touristen im Weltall? 2019 soll es bereits möglich sein

Weltraumtourismus scheint bald ein Ding zu sein. Und das zu einem Preis, den sich zwar nicht jeder leisten kann – aber doch eine ganze Menge Menschen.

Jeff Bezos will Passagiere zum Preis von höchstens 300.000 USD in die Schwerelosigkeit bringen. Viel Geld für gerade einmal elf Minuten Flugzeit; aber doch ein echtes Schnäppchen, wenn man die bisherigen Kosten der Raumfahrt betrachtet.

Doch Amazon-Gründer Bezos ist nicht der einzige Unternehmer, der in Richtung private bemannte Raumfahrt drängt – und so ist ein kleines Rennen darum entbrannt, welcher Milliardär zuerst Touristen in den Weltraum bringt. (Video am Ende des Artikels!)

Drei Milliardäre, drei Visionen

Jeff Bezos Firma Blue Origin setzt dafür auf die herkömmliche Idee: Man nehme eine Raumkapsel, packe sie auf eine Rakete und schieße sie ins All – anschließend landet die Kapsel mit Hilfe von Fallschirmen wieder auf der Erde.

So „günstig“ werden die Flüge aber erst, wenn auch die Raketen mehrmals verwendet werden können. Und deshalb landet auch die Trägerrakete von Blue Origin wieder auf der Erde – in Sci-Fi-Manier, wie wir das schon von Elon Musks SpaceX gewohnt sind.

Der dritte im Bunde ist Richard Branson. Der britische Milliardär hat allerdings eine andere Idee: Mit Hilfe eines Flugzeugs will er die Touristen in die nötige Höhe bringen. Und sie anschließend wie gewohnt auf einer Landebahn wieder festen Boden betreten lassen.

Die ersten erfolgreichen Tests machen Hoffnung

Wer die Mission zuerst erfüllt, ist offen. Elon Musk hält sich in diesem Wettkampf allerdings etwas zurück, denn seine Mission ist eine andere: Er will Menschen nicht bloß für ein paar Minuten in den Weltraum schießen, sondern gleich eine Kolonie auf dem Mars gründen.

Und auch wenn die Visionen von Bezos und Branson ähnlich sind – die Kolonialisierung anderer Planeten scheint immerhin irgendwann ein Thema zu werden – geht es den beiden erst einmal um den Zwischenschritt: Menschen überhaupt bezahlbar in den Weltraum zu bringen.

Bezos scheint dabei momentan die Nase vorne zu haben, auch wenn seine „New Shepard“ noch keinen bemannten Flug hinter sich hat. Die ersten acht Testflüge ohne Menschen an Bord waren allerdings alle erfolgreich.

Eine Reise, die auch Opfer fordert

Nicht ohne Rückschläge geht es dagegen bei Virgin Galactic in Richtung All: Vor vier Jahren starb der Co-Pilot eines Prototyps bei einem Testflug – ein tragischer Unfall, der Branson aber nicht ausbremsen konnte:

Die Firma des britischen Unternehmers gab nicht auf und entwickelte ihre Unity weiter. Mittlerweile absolvierte das Raketen-Flugzeug den ersten Testflug erfolgreich, auch wenn es „nur“ bis auf 25 Kilometer Höhe anstieg, bevor die Piloten wieder zum Rollfeld zurückkehrten.

Ob die Firmen Touristen ins All befördern werden, scheint also nicht die Frage zu sein. Sondern vielmehr, welcher Ansatz zuerst einen Menschen über die Grenze zum Weltall bringt.

Der erste Tourist war schon im All

Beide wären übrigens nicht die allerersten, die gegen Geld einen Gast ins Weltall schießen: 2001 beförderte die russische Raumfahrtbehörde einen amerikanischen Unternehmer für einen Preis von rund 20 Millionen Euro zur ISS.

Diese Chance hat heute aber wohl keiner mehr, so dass dieser Flug nicht wirklich die Begründung des Weltraumtourismus bedeutete.

Blue Origins und Virgin dagegen geht es tatsächlich darum, möglichst viele Menschen zu einem möglichst geringen Preis in die Schwerelosigkeit zu bringen. Und der Weg dorthin wird scheinbar sogar komfortabler als der Urlaubsflug in der Holzklasse einer Billig-Airline:

Ausgestattet wie ein Premium-Auto

Bekannt ist zumindest das Innere der Raumkapsel von Blue Origins. Die sechs Passagiere kommen in den Genuss von Lederausstattung und Panoramafenstern – ein nicht ganz unerheblicher Unterschied zum ersten Touristen im All, der vor 17 Jahren in einer deutlich weniger bequemen Sojus-Raumkapsel Zur ISS befördert wurde.

Auch die Belastung auf den Körper wird deutlich geringer sein als bei einem echten Astronauten – schließlich verbringen die Passagiere nur einige Minuten in der Schwerelosigkeit und sind nicht mehrere Tage in der Rakete unterwegs.

Trotz allem solltet ihr natürlich körperlich halbwegs fit sein, wenn ihr euch auf den Weg ins All machen wollt.

8 Millionen Dollar Verlust – pro Flug

Knackpunkt der Mission sind die Raketen: Durch wiederverwendbare Modelle schafft es Blue Origin nach Expertenschätzung zwar, die Kosten auf „nur“ rund zehn Millionen Euro pro Flug zu drücken. Doch bei sechs Passagieren macht das Unternehmen so immer noch große Verluste.

Bei den ersten Flügen kann man die wohl als Investitionen ins Marketing verbuchen, um auf dem 300 Milliarden Euro schweren Raumfahrtmarkt an Aufträge zu kommen.

Soll Weltraumtourismus aber ein dauerhaftes (lohnendes) Geschäft werden, müssen die Kosten noch weiter sinken. Und dazu müssen die Raketen noch deutlich häufiger ins All fliegen können.

Der Vorverkauf hat bereits begonnen

Wann euch einer der Milliardäre mit Raumfahrtunternehmen also den Kindheitstraum vom Astronauten-Dasein zu einem bezahlbaren Preis ermöglichen wird, steht noch in den Sternen – dass die ersten Touristen in den kommenden Jahren in diesen Genuss kommen werden, daran bestehen aber kaum Zweifel.

Das untermauert auch die Tatsache, dass Virgin Galactic schon über 650 Tickets verkauft haben soll, obwohl noch gar kein Termin für den ersten Flug steht. Und das zu einem Preis von schlappen 250.000 Dollar pro Person.

Die Kosten wollen die Milliardäre jedenfalls immer weiter senken – Elon Musk erwartet sogar, dass die Preise so niedrig werden, dass Raketen eines Tages mit Flugzeugen konkurrieren könnten. So sollen wir jede größere Stadt auf dem Planeten in unter einer Stunde erreichen können.

Zukunftsmusik oder handfeste Pläne?

Wann der erste Weltraumflug für Touristen stattfindet, dazu hat sich noch keine der Firmen geäußert. Mit etwas Glück können wir den aber schon im nächsten Jahr bewundern.

Und auch wenn bei diesem Preis erst einmal nur wenige Menschen ins All aufbrechen werden, machen die Neuigkeiten doch Hoffnung: Schreitet die Entwicklung weiter in diesem Tempo voran, ist der Ausflug ins All vielleicht doch irgendwann eine Alternative zum sommerlichen Städtetrip.

Wem der Blick auf den Erdball von ganz oben den Preis wert ist und wer das nötige Kleingeld hat, der kann sich aber wohl schon in absehbarer Zeit mit den beiden Firmen in Verbindung setzen. Und wer weiß: vielleicht kauft ihr irgendwann ganz selbstverständlich euren Weltraum-Urlaub bei Amazon. Mit kostenloser Prime-Lieferung, versteht sich.

Titelbild Quelle: instagram.com/virgingalactic

Frederick Kromm

Freddy studiert was mit Wirtschaft, arbeitet was mit Medien, schreibt gern über Fitness, Gadgets, Games und träumt mit seinem Hund vom Staubsaugroboter.