Ein paar Sekunden Ruhm im Internet – dafür ist so mancher Jugendliche oder junge Erwachsene bereit, sein Leben zu riskieren. Sie betreiben den Extremsport Roofing. Das bedeutet: Sie klettern ohne jegliche Hilfsmittel oder gar Sicherungen auf hohe Bauwerke, filmen oder fotografieren sich dort und posten das Ganze.
Den spektakulären Thrill, dem sich die Roofer aussetzen, kannst du im Video am Ende des Artikels sehen. Ein Team von Spiegel TV hat in der russischen Extremsport-Szene recherchiert und dabei eindrucksvolle Bilder gemacht. Und das aus gutem Grund: Roofing erfreut sich vor allem bei Jugendlichen in Russland größter Beliebtheit.
Hintergründe zum Roofing
Roofing wird als besondere Form der sogenannten Urban Exploration betrachtet. Damit bezeichnet man die private Erforschung der Stadt an außergewöhnlichen Orten und aus ungewöhnlichen Blickwinkeln. Besonders begehrt sind die sogenannten Lost Places, also verlassener Orte, die in der öffentlichen Wahrnehmung in Vergessenheit geraten sind.
So mancher Roofer hat es geschafft, mit seinen Videos zu einem regelrechten Star zu werden. Denn auf Plattformen wie Vimeo und YouTube werden die Clips teilweise von mehreren Millionen Usern angeklickt. Weil den Roofern also die entsprechende Aufmerksamkeit sicher ist, scheuen sie auch höhere Risiken nicht. Sie wollen schließlich möglichst spektakuläre Aufnahmen liefern. So mancher Roofer hat dafür schon mit Gliedmaßen oder sogar seinem Leben bezahlt.
Wo wird Roofing praktiziert?
Große Städte sind das bevorzugte Revier der Roofer, weil sie hier hohe Gebäude finden, von denen sie eine gute Aussicht und das Gefühl haben, die ganze Welt liege ihnen zu Füßen. Zu den bevorzugten Zielen in Russland gehört aber auch ein abgelegener Sendemast in Elektrostal nahe Moskau.
So manche Roofer klettern auf den Mast, um auf der Spitze ein Picknick zu machen oder ein kurzes Konzert auf einem Musikinstrument zu geben. Und das ist nicht ganz ohne: Ein ungeübter Kletterer braucht für den Aufstieg gut und gern eineinhalb Stunden. Ein geübter Roofer schafft die Distanz in der Hälfte der Zeit.
Zu den eindrucksvollsten Aktionen gehört beispielsweise die Besteigung eines Pylons der Russki Brücke mit einer Höhe von mehr als 300 Metern. Nicht minder eindrucksvoll war die Besteigung des 632 bzw. 650 Meter hohen Shanghai Tower im Februar 2014.
Abgesehen vom körperlichen Risiko birgt das Roofing aber auch noch andere Gefahren. Der Grund: Die Roofer bewegen sich zumindest hart an der Grenze der Legalität und überschreiten diese oftmals. Deshalb werden Roofer in Deutschland mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft.
Jedoch ist das eigentliche Roofing nicht strafbar. Die Roofer begehen allerdings noch andere Delikte, um ihr Ziel in großer Höhe zu erreichen. Dazu gehören beispielsweise Sachbeschädigung oder Hausfriedensbruch.
https://www.youtube.com/watch?v=FAVAp8rhMGE