Russischer Soziologe über unsere Politik: Das Ziel ist der Abgrund

Wir sind ideologisch? Die Sozialwissenschaftler versprechen uns das Blaue vom Himmel? Nicht so Peter Turchin!

Der russische Evolutionsbiologe spricht Klartext und ist nur an klaren, wissenschaftlichen Vorhersagen interessiert. Die Quintessenz ist ganz einfach: Der Westen steuert geradewegs auf den Abgrund zu!

USA ist zum Scheitern verurteilt

Turchin führt einen eigenen Blog über die Zyklen der Zivilisation, wo er kürzlich seine neuesten Ergebnisse unter dem Titel „A History of the Near Future“ (Eine Geschichte über die nahe Zukunft) präsentierte kürzlich seine neuesten Erkenntnisse. Seine Schlussfolgerungen sind erschreckend. Mit seiner detaillierten Zahlen zeigt er uns, dass Zivilisationen in Zeiten extremer Polarisierung auf den Abgrund zusteuern. Ein Beispiel? Die USA sind heute polarisierter als am in Zeiten vor dem Bürgerkrieg. Genau deswegen ist in den 2020er-Jahren Niedergang angesagt.

Nicht nur bezüglich USA sieht Turchin schwarz: Die politische Instabilität in Westeuropa und vor allem die Vox-Partei in Spanien macht ihm zu schaffen. Im Land der Tapas hat der rechtspopulistischen Partei im November Platz drei der Parlamentswahlen verschafft.

„Qualitative historische Analysen zeigen, dass komplexe menschliche Gesellschaften von immer wiederkehrenden – und vorhersehbaren – Wellen politischer Instabilität betroffen sind“, erklärt er in einem Artikel für die Wissenschaftszeitschrift Nature.

Diese vier Faktoren bedeuten ein politisches Game Over

Turchin ist überzeugt, dass es vier Hauptfaktoren gibt, die eine politische Instabilität in den 2020er-Jahren auslösen werden.

  • Potenzial, die Massen zu mobilisieren: Was das konkret bedeutet? Es gibt zu viele Arbeiter, der Preis der Arbeit sinkt und der Lebensstandard der Bevölkerung ebenso. Das Volk ist arm, verärgert und leicht zu verführen. Zack- schon können Massen von Menschen mit ein paar verführerischen Versprechungen mobilisiert werden. 
  • Elite-Überproduktion: Es gibt aber nicht nur zu viele Arbeiter, sondern auch zu viele Elite-Anwärter. Plötzlich werden zu viele Menschen ausgebildet und haben das Gefühl, sie hätten das Recht auf einen Bombenjob oder sogar auf Herrschaft. Was dann passiert? Hoch qualifizierte Juristen arbeiten bei MacDonalds und das macht sie richtig pissig. Hass und Konflikte sind die Folgen.
  • Zustandsbrüchigkeit: Die Legitimität des Staates wird infrage gestellt wird. Eliten kritisieren Richter, die Polizei und, wenn’s ganz krass wird, sogar das Parlament.
  • Internationale Unterstützung: Erhalten die unzufrieden Eliten Support von außen, spitzt sich das Ganze noch mehr zu. Wenn zum Beispiel Trump die Brexiter motiviert, gibt das den Aufständischen zusätzlich Aufwind.

Turchin als Orakel: Was geschieht in den 2020er Jahren?

Turchin ist aber trotzdem langfristig optimistisch. Er ist überzeugt, dass eine politische Krise mit Krieg, Revolution, Staatszerfall oder einer tödlichen Pandemie schließlich zu einem höheren Lebensstandard führt. Weniger Menschen, aber mehr Spaß!
Wir werden sehen, ob Turchin recht behält. Es bleibt spannend!

Larissa Werren

Larissa ist Yoga-, Meditations- und Pilateslehrerin und jettet als freischaffende Texterin rund um die Welt. Sesshaftigkeit? Kennt sie nicht. Am liebsten schreibt Larissa über Umwelt, Ernährung und natürlich: Reisen!