Facebook verkauft Daten von 50 Millionen Accounts und sorgt für einen Skandal sondergleichen. Das weltgrößte soziale Netzwerk kämpft deshalb berechtigterweise mit einem riesigen Imageschaden. Die Facebook-Aktie ist in wenigen Tagen von 180 auf 160 US-Dollar gefallen.
Im Kern wurden private Daten von der britischen Analysefirma Cambridge Analytica für den politischen Einsatz zweckentfremdet. Facebook-Chef Mark Zuckerberg zeigt sich überrascht, verurteilte den Datenskandal und verspricht eine umfassende Aufklärung des gigantischen Skandals.
Musst du jetzt Facebook löschen? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten, doch in diesem Artikel kannst du alle bisher bekannten Infos zu dem Datenskandal lesen.
Was geschah beim Facebook-Datenskandal?
Bereits vor fünf Jahren nahm der ungeheure Fall seinen Lauf. Damals kontaktierte der Neurowissenschaftler Aleksandr Kogan Facebook mit einem Wunsch. Er wollte mit seiner Quiz-App „This is your digital Life“ die Daten von Facebook-Usern einsammeln. Diese seien für wissenschaftliche Analysen gedacht gewesen.
Alle User, die die App heruntergeladen hatten, mussten einen Test durchführen und hier erlaubten sie dem Forscher den Zugriff auf sensible persönliche Informationen, wozu der Wohnort, Kommentare oder geteilte Links zählten. Es fand quasi eine Durchleuchtung der Nutzer statt.
Jedoch konnte die App nicht nur auf rund 300.000 User der App zugreifen. Nein, auf die Profile von Freunden und Freundesfreunden erlaubte sich die Anwendungen auch einen Zugriff. Auf diese Weise konnten über 50 Millionen Facebook-Profile „eingescannt“ werden. Diesen wertvollen Datenschatz verkaufte Kogan. Käufer war Cambridge Analytica.
Was macht Cambridge Analytica?
Basierend auf den gekauften Daten der Facebook-Profile entwickelte Cambridge Analytica sein Geschäftsmodell. Analysiert werden Verhaltensmuster, um daraus psychologische Profile zu erstellen.
Brisant an der Sache ist der jetzige US-Präsident Donald Trump, denn seine Partei, die Republikaner, zählten zu den Hauptkunden der Firma. Bei der Präsidentschaftswahl 2016 konnten die Wähler „dank“ der Facebook-Profile gezielt mehr oder weniger manipuliert werden.
So mancher Wähler dürfte deshalb eher Trump gewählt haben. Robert Mercer gehörte zu den Investoren, die sich an Cambridge Analytica beteiligten und er ist einer der besten Freunde Trumps.
Facebook untersuchte Vorwürfe
Ein externes Unternehmen erhielt von Facebook den Auftrag, die Vorwürfe zu prüfen und schon 2015 kamen sie dem Datenverkauf auf die Schliche. Der damalige Facebook-Sicherheitsboss Alex Stamos sprach sich für einen transparenten Umgang aus, doch er wurde durch eine Versetzung innerhalb des Konzerns abserviert.
Die umstrittene App ist seitens Facebook nach Aufdeckung dieser Datenschieberei gelöscht worden. Die Russland-Connection darf bei diesem Skandal natürlich auch nicht fehlen: Zwischen Cambridge Analytica und dem russischen Erdölkonzern Lukoil soll eine Verbindung bestehen, schreibt Tagesschau.de. Aleksandr Kogan selbst soll für seine Forschungen finanziell von Russland unterstützt worden sein.
Mark Zuckerberg räumte in einem Interview auf CNN gewisse Fehler ein und versprach den Dienst zu verbessern:
Besserer Schutz und Kontrolle
In Zukunft sollen die User die Möglichkeit erhalten, die Verwendung der eigenen Daten besser zu überwachen. Alle durch den Datenskandal über 50 Millionen betroffenen Facebook-Nutzer werden Zuckerbergs Angaben zufolge einzeln informiert.
Ein umfassendes Maßnahmepaket wird in Zukunft die User besser schützen. So sollen zum Beispiel Apps, die drei Monate lang nicht genutzt wurden, keine Zugriffsberechtigung mehr auf das Profil erhalten.
Aktuell sieht es laut den Angaben auf der Facebook-Hilfeseite so aus, als verkaufe der Konzern die Daten seiner User nicht an Dritte und werde dies in Zukunft auch nicht machen. Der Datenskandal spricht hier aber eine andere Sprache!
Massive Folgen für Facebook
Das Geschäftsmodell von Facebook basiert auf Daten, die dazu genutzt werden, gezielt Werbung zu schalten, die den jeweiligen User zu einem „Klick“ und schlussendlich Kauf eines Produkts veranlassen sollen. Diese Grundlage droht Facebook wegzubrechen und erste Aktionäre reichten bereits Klagen wegen des Datenskandals ein.
Die zahlungskräftige Kundschaft, also die Werbekunden, könnten dem sozialen Netzwerk die Zusammenarbeit aufkündigen und dies könnte im schlimmsten Fall den Untergang des Konzerns bedeuten. Die Commerzbank stellte als eine der ersten Firmen seine Werbeschaltungen vorerst ein und verlangt Aufklärung.
Ich persönlich beobachte erstmal die weitere Entwicklung um diesen ungeheuerlichen Skandal, bevor ich mich entscheide bei Facebook zu bleiben oder mich daraus zu verabschieden.