Ameisen haben ein unvergleichliches Talent: Sie beherrschen die Kunst, alles in Bewegung zu halten.
Lustigerweise ist dabei nicht jede einzelne Ameise der Gruppe mega aktiv. Einige sind scheinbar faul, sitzen nutzlose herum und machen gar nichts. Was soll denn das?
Fleiß als Beruf
Forscher des Georgia Institute of Technology haben 30 farbcodierte Ameisen, die in einem Labor einen Tunnel gruben, untersucht. Du denkst, alle hätten sich gleich auf die Arbeit gestürzt? Nicht die Ameisen! Ungefähr 30 Prozent der Ameisen haben fette 70 Prozent der Arbeit erledigt.
Abartig! Einige Ameisen taten also sehr wenig oder sogar gar nix, wobei sich die anderen den Arsch abrackerten. Was passierte aber, als die Forscher die Vorzeigeameisen entfernten? Die weniger aktiven Ameisen sprangen auf und begannen, sich so richtig ins Zeug zu lesen. Fleiß ist also kein Charakterzug, sondern eine Rolle. Coole Idee!
Computersimulation zeigt’s: Ameisen sind smart
Das Team erstellte Computermodelle mit simulierten Ameisen und stellte fest, dass dieses System mit ausgewählten faulen Ameisen klappt. Würden alle Ameisen gleichzeitig an der Tunnelwand arbeiten, so wäre der Ort absolut überfüllt und es gäbe Stau. Damit, dass einige Ameisen den Tunnel verlassen, ohne zu arbeiten, können sie als Gemeinschaft schneller tief graben. Ihre Strategie verringert die Wahrscheinlichkeit für Verstopfungen. „Es ist ein schönes Beispiel dafür, wo weniger mehr ist, vielleicht sogar am meisten“, sagt Ofer Feinerman, ein Physiker, der am Weizmann Institute of Science in Israel Ameisen studiert.
Next Step: Zeit für Roboter
Das gleiche Forscherteam baute Roboter, um das Verhalten der Ameisen zu kopieren. Es hat zwar nicht ganz so super geklappt, wie mit den Ameisen, weil die Roboter klobiger waren, aber die Grundidee wurde bestätigt: Simple Regeln wie zum Beispiel, wann man aufhören und seine Friends arbeiten lassen muss, pusht die gesamte Mission. Was uns das alles jetzt bringt? Diese Erkenntnis kann zum Beispiel für das Design einer Gruppe von Robotern, die nach einem Erdbeben Leute aus zerstörten Gebäuden retten sollen, echt nützlich sein.
Jetzt bist du an der Reihe
Es scheint fast, als täten die Ameisen absolut das Beste, was sie tun können. Können aber auch wir Menschen davon profitieren? „Das Prinzip dieser „selektiven Faulheit“ könnte einer Gruppe helfen, die gemeinsam an einem Dokument oder einem Stück Computercode arbeiten“, erklärt Simon Garnier, Professor am New Jersey Institute of Technology. Er selbst hat das kollektive Verhalten von Schleimpilzen über Fische bis hin zu Säugetieren und Menschen untersucht.
„Solange alle Akteure im System ein gemeinsames Ziel haben, könnte dieses Prinzip ihnen helfen, es schneller zu erreichen, indem es Konflikte beim Zugriff auf eine gemeinsame Ressource reduziert“, so Garnier.
Du siehst also, dass faul nicht gleich schlecht ist. Mit Sicherheit kennst du die Redewendung „Zu viele Köche verderben den Brei“. Endlich hat sich das jemand zu Herzen genommen!