Alien – Covenant: Ein abgedrehter Horror

Das Alien-Franchise hat schon so einiges hinter sich. Ob Sequels, Prequels oder Spin-Offs – Hollywood hat stets Wege gefunden, den Sci-Fi-Klassiker zu melken. Der erste Film der Reihe fand 1979 seinen Weg auf die Leinwand. Der damals noch unbekannte Ridley Scott führte Regie an einem Film mit mutigem Konzept und bescheidenem Budget. Das Ergebnis war ein klaustrophobischer Albtraum auf Zelluloid.

Sigourney Weaver spielte mit Officer Ellen Ripley die Rolle ihres Lebens und das vom Schweizer H.R. Giger designte, später ‘Xenomorph’ getaufte Alien ist bis heute eines der bekanntesten Film-Monster. 1986 zeigte Terminator-Regisseur James Cameron, dass der horror-lastige Alien-Mythos auch im Gewand eines knallharten Actionfilms funktioniert. Teil 3 und 4 folgten mit abnehmendem Erfolg und die zwei ‘Alien vs Predator’ Filme vergruben das Franchise schließlich vollends im Trash-Sumpf der frühen 2000er. Einige Jahre später schien es dann wieder einmal an der Zeit zu sein, ein paar Millionen aus der Reihe zu wringen. Die Rückkehr Scotts zum Regisseurstuhl machte Fans Hoffnung und tatsächlich gelang ihm mit ‘Prometheus’ 2012 ein anständiges, modernes Prequel zum ersten Film.

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‘Alien: Covenant’ schließlich, ist ein Sequel zu ‘Prometheus’. Zuschauer folgen einer neuen Crew von Weltraum-Cowboys durch die endlosen Weiten des Alls. Im Jahre 2104 sind sie auf dem Weg zum Planeten Origae-6, um ihn zu kolonisieren und der Menschheit ein neues zu Hause zu geben. Eigentlich sollte die Reise noch 7 Jahre dauern, aber ein Sonnensturm trifft das Raumschiff und die Crew wird aus ihrem Kälteschlaf gezwungen. Eine Fehlfunktion führt zum Tod des Kapitäns, was seine Ehefrau Dany (Katherine Waterstone) in Trauer und den unerfahrenen Offizier Oram (Billy Crudup) als Stellvertreter zurücklässt. Kurz darauf empfängt das Schiff ein Signal von einem bisher unbekannten Planeten. Ein Scan zeigt, dass dieser ideale Bedingung für Kolonisierung aufweist. Obwohl Dany ihre Bedenken äußert, entscheidet der neue Kapitän, dem Signal zu folgen. Es kommt als keine große Überraschung, dass die Mission nicht wie geplant läuft und sich Dany und ihre Kollegen bald Gefahren stellen müssen, die nicht jeden lebendig zurücklassen werden. 

Es gibt vieles, was der Film richtig macht. Die schauspielerische Leistung ist astrein. Besonders Michael Fassbender überzeugt in einer Doppelrolle, in der er zwei verschiedene Androiden spielt. Sein Charakter David hat eine außergewöhnliche Verbindung zum titulären Monster, die einem besonders im letzten Drittel des Films oft schaudern lässt. Katherine Waterstone gibt eine anständige Performance als Terraforming-Experte Dany Branson, auch wenn ihre Rolle sie etwas einzuschränken scheint. Dennoch arbeitet sie gut mit dem, was ihr gegeben wird und durchläuft eine interessante Charakterentwicklung, zu unterschiedlicher Zeit getrieben von Trauer, Wut, Angst und Treue.

Es ist außerdem schön zu sehen, dass es heute noch möglich ist, für einen stark beworbenen, Mainstream-Hollywood-Film, so abgedreht zu sein. Die FSK erlaubt jedem über 16, ihn zu sehen, ein 18er Rating wäre aber durchaus nachvollziehbar gewesen. Dem Publikum spritzt gut Blut entgegen während Scott neue Wege findet, seine Aliens auf oft wehrlose Menschen zu hetzen. Die Story ist mindestens so over-the-top wie die Action. Ein paar Kopfschüttel-Momente sind dabei, aber im Großen und Ganzen ist es erfrischend, einer Geschichte zu folgen, bei der man nicht jede Wendung schon kilometerweit kommen sieht – ein Problem, das zu viele moderne Blockbuster zu haben scheinen. Der Film umgeht diesen Fehler, bis auf ein paar Ausnahmen, mit Geschick.

Jede Hoffnung, dass ‘Covenant’ an die Großartigkeit des Originals heranreichen könnte, wird allerdings enttäuscht. Zu oft fühlt sich der Film fürs Massenpublikum vereinfacht an. Zu selten bauen wir eine wirkliche Connection mit den Charakteren auf. Von diesen zeigen manche Potential für interessante Momente, werden aber zu schnell abgeschlachtet, andere entwickeln sich nie über die Rolle von entbehrlichen Nebenfiguren hinweg.

Fazit: ‘Alien: Covenant’ ist ein anständiger Sci-Fi/Horror-Film, der allerdings immer im Schatten des Originals stehen wird. Wer kein Meisterwerk erwartet und hin und wieder mal sein Hirn abschalten kann, wird viel Spaß im Kino haben.

Michael Berkholz

Der Chefredakteur. Wenn er nicht gerade PC/PS4 zockt, surft Michael online, handelt mit Optionen, baut Webseiten oder geht mit seinem Jack Russell auf Erkundungstour.