Am 05. September verzeichnete die Kryptocommunity ein umstrittenes Ereignis. Shapeshift, eine Exchange, die zu den Veteranen der Blockchain-Industrie zählt, hat ihre wichtigsten Leitmotive und Prinzipien aufgegeben. Das Unternehmen führt bald obligatorische KYC-Prozeduren (Know Your Customer) ein.
Seit 2014 bot Shapeshift schnellen und unkomplizierten Währungswechsel an. Dabei wurden keine persönlichen Daten abgefragt, höchstens nur die IP-Adresse. Du könntest ganz einfach die Webseite besuchen und im Handumdrehen Kryptos wechseln. Aber jetzt soll sich alles ändern.
Der Verkaufsautomat für Kryptowährung
Shapeshift war bisher eine der wenigsten Kryptoexchanges, für deren Nutzung du kein verifiziertes Profil erstellen musstest. Das hat natürlich seine Vorteile. Sollst du zu sehr auf deine Privatsphäre achten oder von der Regierung nicht ausspioniert werden wollen, ist das das perfekte Tool.
Die Kryptowährung, die du eintauschst, befindet sich nicht in Händen der Exchange. Für jeden Tausch wird eine Adresse generiert, die gekaufte Krypto landete anschließend in der angegebenen Wallet. Im Gegensatz zu gängigen Börsen, die deine Private Keys haben, ließ Shapeshift weniger Spielraum für Hacker frei.
Regulierung im Anmarsch?
Und nun kam der Tag X. Auf allen sozialen Netzwerken kam die Nachricht durch: Shapeshift führt eine Mitgliedschaft ein. Positioniert wie ein Loylitäts-Programm, wo jeder, der sich mittels KYC verifiziert, Boni in Tokens, Rabatte und höhere Wechsellimits bekommt. Später soll das Programm obligatorish werden.
Was sich aber unter dem Deckmantel vieler Versprechen versteckt, enttarnte die Kryptocommunity ganz schnell. Es ist offensichtlich der Druck „von oben“. Willst du einen Tokensale starten oder eine kryptobezogene Visa-Karte anbieten, musst du nämlich auch alle deine Kunden nach persönlichen Identifikationsdaten fragen. Terrorismusbekämpfung und Jugendschutz, du weißt schon.
1/ Since Shapeshift’s announcement, there's been a lot of confusion and accusations against Shapeshift and @ErikVoorhees.
IMO it’s simple as this: BSA requirements enforced by FinCEN. To violate that results in *criminal* charges (aka JAIL time).https://t.co/u5zkpcjmWg
— Katherine Wu (@katherineykwu) September 5, 2018
Der CEO von Shapeshift, Erik Voorhees, wurde dann schnell zum Sündenbock. Der eine Lager behauptet, der Geschäftsführer habe seine eigenen Prinzipien verraten. Der andere unterstützt jedoch den CEO, denn sonst müsste er wohl ins Gefängnis. Das Durchleuchten aller Transaktionen sei für den guten Zweck gedacht. Der Fakt is aber, Shapeshift wird persönliche Daten sammeln, sonst ist die Firma aus dem Markt raus.
Der neue gläserne Mensch
Shapeshift war meine beliebteste Exchange, wenn ich mal schnell Bitcoin gegen eine andere Kryptowährung eintauschen wollte. Leider werde ich darauf verzichten müssen, denn für mich, vermutlich auch für dich, bedeutet das „Nothing to hide“-Argument gar nichts. Wer nichts zu verbergen hat, ist ein besonders leichtes Ziel für gemeine Hacker und totalitäre Regierungen. Und totale Überwachung kann man sehr einfach und bequem missbrauchen.
Very disappointed that @ShapeShift_io is implementing KYC.
Just goes to show that any centralized entity will be pushed in that direction, which is why LN, atomic swaps and Decentralized Exchanges are the only way to resist surveillance economics.
— Andreas (@aantonop) September 5, 2018
Der einst anonyme Service ist für mich und für viele aus der Blockchain-Szene gestorben. Auch wenn behauptet wird, es sei ein verlorener Kampf, aber längst nicht verlorener Krieg. Jedes Stück der Freiheit, das man aufgibt, ist nur umso schwerer wieder zurückzuerobern. Daher empfehle ich auch dir, deinen Blick auf andere Exchanges zu werfen, die nicht an deine Daten ran kommen. Da gibt es einige: flyp.me oder hodlhodl.com.