Baby Driver: Mut zur Originalität (Review)

Edgar Wright ist ein besonderer Regisseur – das beweist auch sein neuster Streifen „Baby Driver“. Den meisten ist er durch die “Cornetto-Trilogie”, bestehend aus “Shaun of the Dead”, “Hot Fuzz” und “The World’s End,” bekannt geworden.

In allen drei Filmen mischte Wright erfolgreich britischen Humor mit schneller, oft übertriebener Action. Sein Talent wurde nicht nur vom Publikum erkannt, sondern auch von Hollywood. Marvels “Ant-Man” sollte ursprünglich von ihm inszeniert werden – Wright hatte leidenschaftlich dafür gekämpft, das ungewöhnliche Comic umsetzen zu dürfen.

Die Kollaboration mit Marvel wäre ein enormer Karrieresprung für den Indie-Regisseur gewesen. Doch noch bevor die Dreharbeiten begonnen hatten, verließ Wright das Projekt aufgrund “kreativer Uneinigkeiten”. Die genauen Gründe, warum Ant-Man schließlich von einem anderen Regisseur fertig gestellt wurde, werden wir wohl nie erfahren. Eins ist jedoch sicher: Edgar Wright hat eine klare Vision für seine Filme und lässt sich von keinem Studio etwas vorschreiben.

Der neue Film von Edgar Wright: Baby Driver

Sein neuer Film “Baby Driver” ist also mehr als bloß ein neues Projekt. Er ist das Werk eines Regisseurs, der etwas zu beweisen hat. Er ist eine Gelegenheit, zu zeigen, warum es sich lohnt, Filmemacher ihre eigene Vision verfolgen zu lassen und schließlich ein potentielles Zeichen an die großen Hollywood-Studios, dass sich dies auch finanziell rentieren kann. Gelingt es Wright also, all diesen Ansprüche gerecht zu werden? Kurze Antwort: ein 10000 prozentiges “JA” und ein stilles „hoffentlich“.

Die Story von Baby Driver ist eine klassische. Der junge Protagonist mit dem ungewöhnlichen Spitznamen Baby ist ein äußerst begabter Fahrer. Er gerät an die falschen Leute und muss sein Talent bald dafür nutzen, Kriminellen bei der Flucht von verschiedenen Überfällen zu helfen. Wenn er sich schließlich in die Kellnerin Debora verliebt, will er mit ihr durchbrennen. Doch seine verbrecherischen Kollegen werden ihn selbstverständlich nicht einfach so gehen (fahren?) lassen.

Baby redet wenig und hat stets seine Kopfhörer im Ohr. Sein Soundtrack ist auch der des Films und Zuschauer werden von einer Unmenge großartiger Lieder aus einer Szene in die nächste geschleudert. Dabei fühlt sich der Film oft wie ein Musikvideo an, in dem Bewegungen und Geräusche im Rhythmus der Songs stattfinden – ein kleiner Kunstgriff, der dem Ganzen eine unterhaltsame Note verleiht.

Jamie Foxx, Jon Hamm, Kevin Spacey, Ansel Elgort und Lily James

Mit Jamie Foxx (The Amazing Spider-Man 2), Jon Hamm (Mad Men) und den Newcomern Ansel Elgort (Die Bestimmung – Divergent) und Lily James (Cinderella) sind alle Rollen ideal besetzt. Kevin Spacey bringt Autorität und stellenweise Bedrohung zu seiner Rolle, bleibt aber im Vergleich zu seinen Kollegen eher blass. Baby Driver tritt von der ersten Minute an aufs Gaspedal und denkt bis zum Schluss nicht ans Bremsen. Zu jeder Zeit scheint die Leinwand entweder von Explosionen, Schießereien oder Verfolgungsjagden gefüllt zu sein.

Dennoch haben die Charaktere Tiefe, die Story Seele. Es ist eindeutig, dass Edgar Wright sein Herzblut in jede Szene gesteckt hat. Ob Flucht vor der Polizei oder entspannter Gang zum Coffee-Shop – jedes Detail ist stimmig und originell. Zuschauer werden nicht vermeiden können, zu den Liedern des Soundtracks mit zu nicken. Diese werden zu bestem Effekt eingesetzt und verleihen großen wie kleinen Momenten beeindruckende Kraft. 

Mit Baby Driver zeigt Edgar Wright, dass wir uns glücklich schätzen können, ihn nicht an die Disney/Marvel-Maschine verloren zu haben. Etwas Raum für Kreativität erlaubt Regisseuren wie ihm, einzigartige Filme zu erschaffen. An der Qualität wird niemand zweifeln können – wenn jetzt noch die Umsätze stimmen, sieht die Zukunft gut aus für Wright. Und mehr Filme von ihm bedeutet mehr Qualität für Zuschauer. Von daher sei jedem empfohlen, sich den im Kino anzusehen. Denn nur dort ist die volle Wirkung dieses atemberaubenden Films „Baby Driver“ von Edgar Wright spürbar.

Michael Berkholz

Der Chefredakteur. Wenn er nicht gerade PC/PS4 zockt, surft Michael online, handelt mit Optionen, baut Webseiten oder geht mit seinem Jack Russell auf Erkundungstour.

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