Nichts für Kinder: Gruselige Momente und Creepypasta in Tom & Jerry für Erwachsene

Dass die Zeichentrickfilme von Walt Disney im Prinzip keine Kinderfilme sind, sollte dir bekannt sein. Ob Schneewittchen und die sieben Zwerge, Der König der Löwen oder Dornröschen: fast in allen Filmen gibt es furchteinflößende Szenen. Sie haben dich als Kind entweder traumatisiert oder gar zutiefst erschrocken. 

Sogar ich konnte die letzte Kampfszene mit der Hexe Ursula aus Arielle, die Meerjungfrau kaum zu Ende sehen. Den Bauch eines Seemonsters mit dem Schiff durchbrechen? Ist das überhaupt noch jugendfrei? Aber es gibt auch die bekannte Serie Tom & Jerry vom Kinostudio Metro-Gldwyn-Mayer, die die Filme von Disney im Gruselfaktor übertrifft. Was verbirgt sich nur in der angeblich unschuldigen Kinderserie?

Angst, Verzweiflung und depressive Atmosphäre

Slapstick ist ein Genre, in dem die Charaktere und die Handlung karikaturisiert und übertrieben werden. Tom & Jerry ist ein gutes satirisches Beispiel für das Genre. Was kann denn schon schief gehen bei einer Kinderserie mit lustigem Katze-und-Maus-Spiel? Die 103. Folge mit dem Titel Blue Cat Blues zeigt uns Tom, der mit einem eindeutig depressiven Aussehen auf den Schienen auf einen Zug wartet. Genau: um sich das Leben zu nehmen.

Jerry beobachtet Tom und uns wird eine Szene gezeigt, in der Jerry die Vorgeschichte erzählt. Tom wurde von einer Katze abgewiesen, die mit einem reichen Kater abgehauen ist. Verzweifelt verkauft Tom sein ganzes Vermögen und sogar sich selbst, aber das kommt alles bei der Katze nicht an. Er entscheidet sich, vom Zug überfahren zu werden. Gleichzeitig erfährt Jerry, dass auch seine Freundin mit einem wohlhabenden Mäuserich wegfährt. Jerry setzt sich anschließend mit Tom auf die Schienen und die Szene endet mit einem annähernden Geräusch einer Lokomotive. Kinderserie? Von wegen!

Postapokalyptisches Spin-Off

Ein animierter Kurzfilm von Metro-Goldwyn-Mayer mit dem Titel Good Will to Men hat keine direkte Verbindung zu Tom & Jerry. Dennoch zeigt uns die erste Szene eine verwüstete Landschaft und eine Kirche, in der ein Mäusechor das Lied Peace on Earth, Good Will to Men singt. Zwei von ihnen sehen den Mäusen Jerry und Tuffy aus der Hauptserie verdächtig ähnlich aus. Die jüngste von den Mäusen fragt den Opa-Organisten, wer Menschen sind. Der Opa erzählt nun eine kurze, aber unheimliche Geschichte.

Menschen waren immer darin bemüht, sich gegenseitig zu bekriegen. Sie erfanden Waffen, die immer schneller und mehr töteten. Sie setzten Häuser in Flammen, vernichteten ganze Städte mit Luftangriffen. Die Szenen sind in blutroten Farben gehalten, Soldaten tragen Gasmasken, Massentötungen und Explosionen sind überall: all das würdest du ja nicht von einem Zeichentrickfilm für Kinder erwarten, oder? Letztendlich löscht sich die Menschheit selbst aus, indem sie Atomwaffen einsetzt. Aber Tiere überleben die Apokalypse und bauen ihre eigene Gesellschaft auf. Tja, ob die Metro-Reihe von Dmitry Gluchowski da mithalten kann?

Ewiger Alptraum von Tom

Es gibt eine Folge namens Heavenly Puss, in der Toms Seele nach einem qualvollen Tod durch ein Klavier ins Paradies kommt. Naja, nicht ganz, denn seine Seele wird vom Himmelspförtner nicht durchgelassen. Dafür kommen aber ein paar tote Katzen und unter anderem drei Kätzchen in einem nassen Sack durch. Als Kind konnte ich nicht verstehen, was das mit dem nassen Sack auf sich hat. Erst im erwachsenen Alter kapiere ich: die Kätzchen wurden ertränkt. Der Pförtner schaut sich die keineswegs gute Biografie von Tom an und lässt ihn wieder auf die Erde herab, damit Jerry die persönliche Entschuldigung des Katers unterschreiben kann. Tom hat nur eine Stunde, um das zu erledigen.

Letzten Endes bekommt der arme Kater die Unterschrift, aber verspätet sich und kommt in die Hölle. Dort wird er von einem hundeartigen Teufel in einem heißen Topf gekocht und gequält. Schließlich wacht Tom auf und es wird klar, dass alles nur ein Traum war. Oder auch nicht. Denn wie konnte Tom in einer späteren Folge die Aufnahme seines eigenen Todes ansehen? Der heiße Topf, in dem Sünder gekocht werden, ist schließlich eine Metapher für sich immer wiederholende Qualen. 

Was passiert denn eben in jeder Folge von Tom & Jerry? Richtig: Tom leidet immer wieder unter Gewalt und Spott seitens Jerry. Und er kann auch nie sterben, egal, welcher Schaden Jerry ihm zufügt. In allen Folgen taucht Tom in verschiedenen Zeitaltern auf, mal wird ihm in Frankreich der Kopf abgeschnitten, mal wird er begraben. In der Hölle gibt es keine Vergangenheit und keine Zukunft. Also ist Tom schon längst tot und kocht ewig in der Hölle? Das kannst du gerne entscheiden…

Oleksandr Zilber

Oleksandr ist ein Verfechter des freien Marktes. Kryptowährungen, Blockchain-Staaten und Anarchie sind seine Leidenschaft. Nachts träumt er von einer besseren Welt. Tagsüber hört er nicht auf darüber zu schreiben.