Brauchen wir bald 8 Streaming-Dienste auf einmal?

Wir wollen Unterhaltung und wir wollen sie jetzt! Seitdem wir unsere Wecker nicht mehr stellen müssen, um unsere Lieblingsfilme und -serien auch ja nicht zu verpassen, sind unsere Ansprüche gewachsen.

Jetzt steht der Welt des Streamings jedoch ein gewaltiger Umbruch bevor – beziehungsweise ist er schon im vollen Gange. Worauf müssen wir uns einstellen?

So sieht die deutsche Streaming-Landschaft heute aus

Aktuell dürfen wir uns zwischen vier großen und einigen kleinen Anbietern entscheiden, wenn wir größtmögliches Entertainment haben wollen. Am häufigsten in den Schlagzeilen ist dabei wohl Netflix, die mit ihren Eigenproduktionen schon seit Jahren Trends setzen.

Da wollen Sky und Amazon nicht abgehängt werden und produzieren ebenfalls Serien und Filme für ihre Plattformen Sky Go beziehungsweise Amazon Prime. Daneben haben alle Anbieter natürlich auch noch lizensierte Filme und Serien: Lucifer auf Prime, Game of Thrones auf Sky, Friends (noch) auf Netflix und last but not least Serien wie Akte X auf Maxdome, um nur einige Beispiele zu nennen.

Genaue Zahlen zu Umsätzen in Deutschland gibt keiner der Dienste an. Allerdings ist eines klar herauszustellen: Maxdome wird von den großen Spielern abgehängt. Diesem Trend möchte man entgegenwirken – bald läuft Maxdome wohl unter einem anderen Namen und in Verbindung mit Eurosport und Discovery.

Alternative sind noch der Streaming Service der Telekom Magenta TV und YouTube Premium, die ebenfalls recht jung sind und lieber weiter wachsen wollen, als ihren Dienst einzustellen. Aber damit ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

Die neuen großen Namen der Streaming-Branche

In den USA werden drei große Namen demnächst an den Start gehen: Apple, Disney und Warner. Sie alle bringen ihren eigenen Streaming Dienst hervor. Dabei gibt es ähnlich wie in Deutschland auch bereits Angebote, die nur in den USA verfügbar sind (beispielsweise Hulu oder CBS All Access).

Der Markt ist also auch dort voll von verschiedenen Auswahlmöglichkeiten und jetzt kommen die großen Namen ins Spiel und treiben das Angebot weiter in die Breite. Disney+ und Apple TV sollen bereits dieses Jahr verfügbar sein – ein genaues Startdatum für Deutschland steht noch aus. Auch das Projekt HBO Max von WarnerMedia wird in den USA Anfang 2020 erwartet.

Diese drei Dienste sind laut Experteneinschätzung auch alle in Deutschland zu erwarten. Wie genau das aussehen wird, ist noch unklar. So wird Disney beispielsweise den amerikanischen Streaming-Dienst Hulu zu 60 Prozent übernehmen (aktuell 30 Prozent) und dort seine weniger familienfreundlichen Produktionen (FSK 16 & 18) laufen lassen. Kommt das Angebot dann auch nach Deutschland oder wird es an anderer Stelle integriert? Das wird sich zeigen.

Fest steht allerdings, sollte keiner der aktuellen Anbieter plötzlich pleitegehen, könnte unsere Auswahl an Diensten im Jahr 2020 so aussehen:

  • Netflix
  • Amazon Prime Video
  • Maxdome (unter neuem Namen)
  • Sky (Go)
  • HBO Max (WarnerMedia)
  • Disney+
  • Apple TV
  • YouTube Premium
  • Magenta TV
  • werbefinanzierte Seite wie netzkino.de

Was sind die Folgen des Streaming-Wahnsinns?

Zu erwarten sind erst einmal wütende Kunden. Denn bereits jetzt sind Serienliebhaber gezwungen, mindestens die drei großen Anbieter zu abonnieren, wenn sie viele verschiedene Serien schauen wollen. Das wird in Zukunft nur noch schlimmer.

All die Marvel Filme, die auf Netflix liefen oder laufen, werden zu Disney+ umziehen. Friends, ein Zugpferd von Netflix, das jahrelang für viel Geld gehalten wurde, kehrt zu WarnerMedia zurück. DC Filme, heute häufig auf Sky zu sehen, sind ebenfalls WarnerMedia zuzuordnen.

Am schlimmsten ist jedoch im Moment die Unsicherheit. Denn während die Spielregeln in den USA relativ klar sind – Lizenzen werden gekauft beziehungsweise laufen aus und die Filme und Serien sind wieder in der Hand der Studios – dürfen wir hier ein buntes Chaos erwarten.

Ein gutes Beispiel wäre die Serie Lucifer. Nachdem sie von FOX abgesetzt wurde, kaufte Netflix die Rechte und belebte die Serie mit großem Erfolg wieder. Deutsche Nutzer guckten jedoch in die Röhre, als sie zum Starttermin feststellen mussten, dass die Serie nur auf Amazon Prime läuft – eine Netflix Eigenproduktion beim Konkurrenten? Tja, wenn Amazon Prime in Deutschland die Rechte gekauft hat, müssen die Nutzer damit leben.

Solche und ähnliche Fälle könnte es in Zukunft zu Hauf geben. Deshalb sind aus deutscher Sicht auch alle Meldungen zu den Anbietern mit Vorsicht zu genießen, weil wir einfach nicht genau wissen, wie sehr unser Angebot dem amerikanischen ähneln wird.

Fest steht, wir müssen bald mit fünf bis sechs großen Anbietern rechnen, die allesamt mindestens 7,99€ pro Monat kosten werden – oder sogar deutlich mehr. Dann müssen wir uns entweder einschränken oder tiefer in die Tasche greifen. Die Befürchtung der Experten ist jedoch, dass vor allem der Schwarzmarkt und somit das illegale Streaming von dieser Entwicklung profitieren wird.

Ein Lichtblick am Streaming Himmel

Natürlich gibt es aber auch Vorteile. Wer auf die Eigenproduktionen von Netflix, Prime oder Sky abfährt, der darf auch in Zukunft mehr erwarten. Alle Neulinge wollen exklusive Inhalte erstellen.

Selbst produzierte Serien und Filme können nämlich im Streaming-Dschungel den entscheidenden Unterschied machen. Dafür nehmen die Firmen nicht nur Geld in die Hand, sie brechen auch alte Regeln des traditionellen Fernsehens, indem sie sich nicht den Beschränkungen bei Gewalt, Sex oder Politik unterliegen, denen sich TV Sender bisher unterwarfen.

Der Druck, Einzigartiges und Neues zu präsentieren, wird also größer. Den Serienjunkies und Filmfanatikern steht eine aufregende Zeit bevor.