Mit der Miniserie Criminal schlägt Netflix einen ganz neuen Weg ein. Denn die Serie besteht eigentlich aus vier unterschiedlichen Miniserien. Inhaltlich drehen sich alle um eine Polizei-Spezialeinheit für Verhöre.
Jede der dreiteiligen Miniserien spielt in einem anderen Land. Und jede Folge spielt ausschließlich im gleichen Verhörzimmer. Was auf den ersten Blick nicht wirklich spannend klingt, entpuppt sich bereits nach 5 Minuten zu einem echten Highlight mit Tiefgang.
Ein Verhör-Raum, drei Plot-Twists und schauspielerische Extraklasse – so geht Serie!
Jede Einzelfolge ist zwischen 30 und 40 Minuten lang. In jeder Folge wird ein eigener Fall behandelt. Dabei spielen die Serienmacher nicht nur mit klassischen Vorurteilen, sondern schaffen aufgrund schauspielerischer Höchstleistung hier echte Spannung reinzubringen. Und das obwohl wir uns wirklich fast immer nur in dem Verhörzimmer mit den gleichen Protagonisten befinden.
Jede Miniserie spielt in einem anderen europäischen Land. So gibt es hier einmal Criminal Deutschland, Criminal Spanien, Criminal Frankreich und Criminal England. In Deutschland dreht sich die erste Folge um einen 30 Jahre alten Mord mit richtig gutem Plottwist am Ende. Die Franzosen steigen mit einem Betrugsfall ein, in dem sie einer jungen Frau nachweisen wollen, dass sie gar nicht unter den überlebenden Opfern des Bataclan-Terroranschlags war. Richtig harte Kost! Und auch hier richtig guter Twist am Ende.
Criminal konzentriert sich auf das Wesentliche
Im vereinigten Königreich geht es in der Pilotfolge um sexuellen Missbrauch Minderjähriger sowie Mord. Und bei den Spaniern ein klassischer Mord. Ebenfalls beide Pilotfolgen mit richtig spannender Wendung zum Ende. Daher kann ich auch jetzt nicht ins Detail gehen. Dafür sind die Folgen zu kurz. Am Ende jeder Folge wird der Fall abgeschlossen.
Wie angesprochen spielen die Serienmacher mit Vorurteilen. Die steigen in jede Folge so ein, dass ihr eigentlich bereits nach 5 Minuten an der Schuld des Angeklagten überzeugt seid. Dann folgen geschickte Verhörtechniken mit vielen psychologischen Tricks. Und am Ende ist dann doch alles ganz anders, als ihr am Anfang gedacht hat. Die Serie schafft es, dass ihr im Nachhinein über die Folgen nachdenkt.
Trotz 1-Room-Location eine der besten Kameraführungen der letzten Jahre
Ich will an der Stelle auch ein ganz großes Lob an die Verantwortlichen der Kameratechnik aussprechen. Trotz der beengten Räumlichkeiten schaffen die es, mit innovativen Einstellungen für Abwechslung zu sorgen. So kommt zum Beispiel der obligatorische XXL-Spiegel immer wieder zum Einsatz, um zeitgleich alle Parteien während des Gesprächs zeigen zu können.
Zu den drei Folgen gibt es dann immer noch eine kleine Hintergrundgeschichte rund um die Polizisten. Die hält sich aber wirklich in Grenzen. Ich kann den Spaß echt nur empfehlen. Fangt mit der deutschen Staffel an, dann folgen die anderen automatisch, als wären es weitere Staffeln der Serie.