Puh, so eine Klage kann natürlich nur in den USA zustande kommen. Die Rede ist vom Unternehmen Monsanto, Hersteller des berüchtigten Unkrautvernichters Roundup.
Das Brisante daran: Kaum kauft das deutsche Unternehmen Bayer die amerikanische Firma, wird Monsanto verklagt. 289 Millionen Dollar verlangt das Opfer und löst damit verheerende Folgen für Bayer und Monsanto aus.
Ist der Unkrautvernichter wirklich krebserregend?
Monsantos Roundup beinhaltet Glyphosat, der Wirkstoff, der den Fall überhaupt ins Rollen gebracht hat. Der Inhaltsstoff tötet alles an Pflanzen, was nicht gentechnisch verändert wurde. Diese Tatsache wird, zurecht, von vielen scharf kritisiert. Darüber hinaus behaupten viele der Stoff sei krebserregend.
Hinter dieser Behauptung steht vor allem die WHO (Weltgesundheitsorganisation). Neben ihr gibt es allerdings keine seriösen Stimmen, die den Wirkstoff für gesundheitsschädigend bzw. krebserregend halten.
Hier sehen beide Parteien, also Kläger als auch Angeklagter, ihre Chance: Es gibt sowohl Argumente und Belege, die für das Krebsrisiko sprechen, als auch welche, die dagegensprechen.
Wer klagt und warum?
Opfer in diesem Fall ist der 46-järhige Dewayne „Lee“ Johnson. Der Mann arbeitet als Platzwart an einer kalifornischen Schule und kommt dort mit dem Unkrautvernichter Roundup regelmäßig in Berührung.
Hätte er von dem Krebsrisiko gewusst, so Johnson, hätte er damit nicht gearbeitet. Nun ist der Mann an Lymphdrüsenkrebs erkrankt und wird vermutlich bald sterben.
Doch der 46-jährige will Gerechtigkeit und verklagt Monsanto auf 289 Millionen Dollar. Das wird von der Öffentlichkeit wohlwollend unterstützt. Das amerikanische Unternehmen steht in starker Kritik bezüglich seines Umgangs mit der Umwelt und Menschenrechten.
Auch die Jury sah es ähnlich und gab Johnson Recht. Doch Monsanto will in Berufung gehen und zeigt sich dabei sogar recht zuversichtlich. Viele offizielle Behörden falsifizieren nämlich das Krebsrisiko.
Was bedeutet das für Bayer?
Die Klage sollte für Bayer nicht überraschend sein. Schon vor dem Fall mit Johnson war Monsanto alles andere als ein Vorzeigeunternehmen. Dennoch schloss Bayer einen Deal ab, wie es noch kein deutsches Unternehmen zuvor schaffte. 63 Milliarden Dollar kostete das Geschäft. Damit die beiden riesigen Unternehmen fusionieren durften, musste Bayer große Teile des eigenen Staatsgutgeschäfts an die Konkurrenz abgeben.
Nach dem ersten Urteil sank die Aktie von Bayer in den Keller, das Image ist stark angekratzt. Um dreizehn Prozent sank die Aktie insgesamt und verringerte den Börsenwert des deutschen Unternehmens um 12 Milliarden Euro.
Das ist aber nur oberflächlich. Die Großaktionäre beider Unternehmen waren schon vor der Übernahme nahezu identisch. Für die sollte das alles also keine Überraschung sein.
Alles nur ein Zufall?
Nicht nur, dass sich die Behörden nicht einig zu sein scheinen, wie krebserregend Glyphosat nun wirklich ist, auch Bayer leidet unter der Fusion.
Fraglich ist wie viel Schuld Bayer selbst zuzuschreiben ist. Mit einigen Imageproblemen hätte das deutsche Unternehmen rechnen können und müssen. Merkwürdig ist allerdings, dass mit dem Deal auch die Klage prompt einhergeht. Und damit ist kein Ende abzusehen. Tausende Klagen werden vermutlich folgen, wobei die Klage von Johnson und dessen Ausgang wegweisend sein könnte. Die nachfolgenden Kläger könnten also auf das aktuelle Urteil zurückgreifen und ebenfalls für sich gute Ausgänge erzielen.
Das hätte erschwerende Folgen für Monsanto und auch für Bayer. Fraglich ist nun, ob die Fusion einfach zu einem unglücklichen Zeitpunkt stattfand und Bayer zu kurzsichtig gehandelt hat oder ob Monsanto es darauf angelegt hat.