Nicaragua befindet sich im Ausnahmezustand: gefährliche Proteste auf den Straßen, Schüsse von Seiten der Regierung und zahlreiche Tote. Was ist hier nur los?
Lange galt Nicaragua als friedliches Land, aber nach so vielen Jahren unter der autoritären Politik des Präsidenten Daniel Ortega verschafft sich das Volk endlich Gehör.
Wie kam es soweit?
Jahrelang galt Nicaragua als eines der sichersten Länder in Zentralamerika, was ist also passiert? Der Präsident Daniel Ortega hat eine Reform der Sozialkassen bekannt gegeben: Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssen krass höhere Abgaben machen, gleichzeitig wird die Pension der älteren Herrschaften um 5 Prozent gekürzt.
Wo geht die ganze Kohle wohl hin? In die Tasche der Regierung! „Die Geldbeträge sollen den Zusammenbruch des Sozialsystems verhindern“, sagt Ortega. Ja sicher und wir glauben auch noch alle an den Osterhasen! Klar, dass sich die Nicas wehren. Würdest du dich da nicht auch auf die Hinterbeine stellen?
Friedlichen Demonstrationen enden mit Schüssen
Nach der Mitteilung der neuen Reform gehen die Rentner sofort auf die Straße. Als dann ein Video in Umlauf gebracht wird, wie ein jüngerer Nica einen protestierenden alten Mann verprügelt, ist auch für die Studenten klar: Wir wollen helfen! Zuerst verlaufen die Proteste friedlich, dann schreitet die Regierung ein und schickt Polizisten, Militärmänner und skrupellose Schlägertrupps. Diese greifen durch: Sie benutzen Tränengas, um die Demonstranten in die Knie zu zwingen.
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Aber damit noch nicht genug! Die Polizisten fangen an zu schießen, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. So kommen dutzende Nicas um. Das macht auch bereits der UNO schwer zu schaffen. Sie gibt bekannt, dass die Todesfälle an illegale Hinrichtungen grenzen, es müssen aber noch weitere Abklärungen gemacht werden.
Situation in Nicaragua artet aus
Die Reaktion der Regierung macht die Bürger aggressiv. All der seit Jahren aufgestauten Wut wird jetzt freien Lauf gelassen. Letzte Woche wurde in Masaya der bekannte Töpfermarkt mit all seinen regionalen Kunstwerken abgebrannt. Die Gründe sind unbekannt, aber es wird gemunkelt, dass das Volk sich so Gehör verschaffen will. Supermärkte werden geplündert, Shops öffnen erst gar nicht mehr und die Angst lauert an jeder Ecke.
Auch im sonst so ruhigen Granada herrscht Unruhe. „Abends ist unser Granada nicht mehr sicher“, sagt Amanda, eine gebürtige Nica, traurig. Außerdem wurde das Railees im Herzen Granadas abgebrannt. Es war einer der bekanntesten Clubs in ganz Nicaragua. „Der Auslöser war ein Kurzschluss“, so eine Einheimische. Viele fragen sich aber: Wer hat den Kurzschluss nur ausgelöst?
Ortega: vom Heilsbringer zum Tyrannen
Der Präsident bezeichnet die Demonstranten als „kriminelle Banden“. Er ist absolut überzeugt, dass die Protestanten aus dem Ausland angeheuert und auch bezahlt werden. „Sie wollen das Bild Nicaraguas zerstören“, so Ortega. Früher war er der Hoffnungsträger der Linken, nun hat er sich in einen rücksichtslosen Herrscher verwandelt. Korruption steht an der Tagesordnung.
Die Zukunft sieht beschissen aus
Der Präsident hat zwar angekündigt, die Reform zurückzuziehen, aber das ist für die Protestierenden längst nicht mehr genug. Der ehemalige Anführer der linken Partei in Nicaragua ist rücksichtslos und selbstgerecht. Das lassen sich die Nicas nicht mehr gefallen. Sie wollen die Regierung stürzen! Es gibt also wenig Aussicht auf Besserung, denn die Nicas bleiben am Ball. Ob sich Ortega wirklich zu einem Rücktritt drängen lässt, das steht in den Sternen.
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